Die Einschätzung der EU-Chemikalienagentur Echa bezüglich der Auswirkungen von Glyphosat war von Beobachtern der Materie erwartet worden: Das für die Landwirtschaft wichtige Unkrautvernichtungsmittel sei nicht krebserregend, jedenfalls nicht bei sachgemäßem, also richtig dosiertem Einsatz.

Damit ist allerdings die Materie politisch nicht beigelegt. Im Gegenteil, die Fronten bleiben gleich. Die Industrie pocht darauf, dass Glyphosat einen Unbedenklichkeitsstempel hat und es bereits rund tausend ähnliche Studien gibt. Umweltorganisationen aber hören nicht auf zu trommeln, dass es ein Restrisiko gibt, was Krebs betrifft, und dass hier eine Industrieentscheidung getroffen wurde – auf Basis von Industriestudien.

Längst ist Glyphosat – so wie die ähnlich gelagerte Gentechnik-Problematik – zu einer Sache geworden, zu der viele EU-Bürger eine emotionale und stark ablehnende Haltung haben. Von dieser Einstellung werden sie nicht abgehen, auch nicht mit der Echa-Einschätzung. Wieder droht eine unpopuläre Entscheidung aus Brüssel.

Dieses politische Dilemma hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, dieser alte Polit-Fuchs, erkannt. In einem FAZ-Interview sprach er davon, dass man bei Glyphosat die EU-Mitgliedsstaaten mehr in die Pflicht nehmen muss. Das könnte sogar heißen, dass die Staaten über den Einsatz selbst entscheiden – wie bei der Gentechnik auch. (Johanna Ruzicka, 15.3.2017)