Wien – Die heimischen Produktionsstandorte des Feuerfestherstellers RHI können vorerst aufatmen: RHI will nach der Verschmelzung mit der brasilianischen Magnesita den Gürtel enger schnallen und eine Reihe von Werken schließen. Radenthein, Veitsch, Hochfilzen, Breitenau, Trieben und Leoben seien aber nicht dabei, sagte Vorstandschef Stefan Borgas am Mittwoch bei Vorlage des Jahresabschlusses 2016.

Im Gegenteil, sie sollten von Werksschließungen – die Rede ist von fünf bis zehn Anlagen in Europa und Südamerika – und Sparmaßnahmen am Ende profitieren, weil Kompetenz konzentriert werde. Kandidaten für eine Einmottung nannte die RHI-Führung nicht, die Liste soll im Juni feststehen. Am Ende blieben rund 50 Werke übrig, hieß es.

Umstellungen stehen in Österreich trotzdem an, denn es steht fest: Die steirischen Standorte werden Produkte an US-Werke verlieren, "es kommen aber andere Produkte in die Steiermark", versicherte Borgas, der einmal mehr für den Merger mit Magnesita warb: Magnesita bringe Unabhängigkeit für RHI auf der Rohstoffseite, weil der Konkurrent aus Brasilien zwei US-Werke mitbringt. Und: Gemeinsam mit Magnesita werde man führender Anbieter von Feuerfestprodukten für die Schwerindustrie. So hofft man, gegen die massive Konkurrenz aus China bestehen zu können. Auch der Wechsel an die Londoner Börse habe Vorteile, sie bringe mehr Liquidität in die Aktie. In Wien bleibt eine Notiz im Dritten Markt.

Mit dem Konzernumbau will man erst 2018 beginnen, nach dem Closing, das Borgas im November erwartet. Der Umbau bringt vor allem für die Brasilianer große Einschnitte. Die dortige Firmenzentrale werde relativ rasch geschlossen, "wir werden in Wien also bald viele fröhliche Brasilianer haben", gab sich Borgas launig. Dann würden die Magnesita-Aktien zügig aufgekauft.

Dafür fehlt freilich noch grünes Licht der Kartellbehörden, allen voran der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel, von der Borgas aber keine nennenswerten Auflagen erwartet. Im Idealfall seien alle Prüfungen bis Ende Juni absolviert, jene in den USA sei bereits positiv erledigt.

Einen konkreten Ausblick für das Geschäftsjahr 2017 wagte die RHI-Führung mit Verweis auf die strengen Regeln der Londoner Börse nicht. Das konjunkturelle Umfeld sei generell positiv, es gebe aber doch erhebliche geopolitische Unsicherheiten, etwa im Nahen Osten. Zudem wolle China seine Stahlproduktion um zwei Prozent senken. RHI hat 2016 einen Gewinnsprung gemacht. Das Ergebnis nach Steuern stieg von 17,6 auf 75,9 Millionen Euro, der Umsatz ging von 1,75 auf 1,65 Milliarden Euro zurück. Die Dividende soll auf 75 Cent je Aktie stabil bleiben. Der Fokus liege heuer auf dem weiteren Abbau der Nettoverschuldung. Sie beträgt aktuell 333 Millionen Euro. (ung)