Pep, der Dirigent.

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Pep, der Motivator.

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Pep, der Introvertierte.

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Pep, der Geschlagene.

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Monaco/Wien – Es sah fast so aus, als ob sich Pep Guardiola vor Wut übergeben müsste. Völlig außer sich wippte der Star-Trainer auf seiner Bank, beugte sich weit nach vorne und schrie seinen Frust heraus. Die Fotos, die den Teammanager von Manchester City kurz nach dem Achtelfinal-Aus in der Champions League zeigen, waren am Donnerstag in nahezu alle englischen Zeitungen zu finden. Sie passten perfekt zu der Kritik, die Guardiola im Anschluss an sein verpatztes Jubiläum über sich ergehen lassen musste.

Kritik an offensiver Spielweise

"Peps Defensive lässt den Star auf der Bank wie einen Anfänger aussehen", kommentierte die Boulevardzeitung The Mirror das 1:3 (0:2) des viermaligen Meisters beim AS Monaco. Und auch für das Massenblatt The Sun war klar, wer die Schuld dafür trägt, dass das 5:3 aus dem Hinspiel nicht für den Viertelfinal-Einzug reichte: "Dem City-Boss wird seine Taktik zum Verhängnis."

Um ihre Meinung zu untermauern, boten die Medien jede Menge von Experten auf, die Guardiola allesamt vorwarfen, dass er in seinem 100. internationalen Spiel an der Seitenlinie viel zu offensiv zu Werke gegangen sei. Die Statistik, wonach noch nie zuvor ein Team nach fünf Toren im Hinspiel ausgeschieden ist, wurde Guardiola geradezu genüsslich um die Ohren gehauen.

Hitzfeld: "Er hatte keine glückliche Hand"

Auch bei Ottmar Hitzfeld löste die Strategie Guardiolas, der es zuvor als Coach immer ins Viertelfinale geschafft hatte, Kopfschütteln aus. "Pep hätte einen Defensiven mehr spielen lassen können, damit man auch einen hat, der abräumt, Zeichen setzt und andere mitreißt", sagte der Ex-Coach, der mit Borussia Dortmund und den Bayern die Champions League gewonnen hat, im Sky-Studio: "Stattdessen stellte er eine sehr offensive Mannschaft auf, die sehr fragil und anfällig ist. Ich würde sagen, er hatte keine glückliche Hand."

Solche Aussagen befeuern die Kritik an Guardiola, der schon in München unvollendet geblieben war. Mit den Bayern scheiterte der Katalane dreimal im Halbfinale. Der Vorwurf, dass er seine Mannschaften nicht in Bestform auf den Platz bringt, wenn es darauf ankommt, steht weiter im Raum. Dass Guardiola die Königsklasse bisher "nur" mit der Startruppe des FC Barcelona um den fünfmaligen Weltfußballer Lionel Messi gewinnen konnte, dient mittlerweile seinen Kritikern als Argument.

Guardiola setzt auf Kontinuität

Doch trotz seines erneuten Scheiterns will Guardiola nicht von seiner Spielweise abrücken. "Meine Philosophie war immer dieselbe – nämlich Angriffsfußball. Und das Wichtigste ist es, seiner Linie treu zu bleiben", sagte der 46-Jährige, der im Sommer angeblich über 170 Millionen Euro für die Runderneuerung seiner Mannschaft in die Hand bekommt.

Von dieser Ausrichtung war in der ersten Hälfte allerdings nichts zu sehen. Die Engländer brachten im ersten Durchgang zum ersten Mal in ihrer Königsklassen-Geschichte keinen einzigen Torschuss zustande. "Der Auftritt in den ersten 45 Minuten macht mich traurig", gestand Guardiola ein: "Im richtigen Moment sollte man da sein – aber das waren wir nicht."

Da es daran auch schon bei den Ligarivalen FC Arsenal und Tottenham Hotspur haperte, hält allein Meister Leicester City mit Ex-ÖFB-Teamkicker Christian Fuchs die englische Fahne im Viertelfinale hoch. Dass die Foxes der Premier League den ersten Königsklassen-Titel seit 2012 (FC Chelsea) bescheren, glaubt allerdings kaum jemand.

Monaco im Höhenrausch

Auch dem AS Monaco traut man das nicht unbedingt zu, aber die Monegassen haben jedenfalls schon mal Historisches in der Champions League geschafft. Erstmals gelang einem Klub nach fünf erhaltenen Gegentoren im Hinspiel (3:5) noch der Aufstieg. Monaco ist heuer einiges zuzutrauen, sie könnten die beste Saison der Klub-Geschichte fixieren.

"Wir haben den besten Angriff in Europa", meinte Monaco-Coach Leonardo Jardim. Der Blick auf die Statistik unterstreicht das. Monaco traf in der Liga in 29 Spielen gleich 84 Mal, insgesamt wurden diese Saison 126 Pflichtspieltore erzielt. Das ist auch der Hauptgrund warum die Jardim-Truppe drauf und dran ist, die Vorherrschaft von Paris St. Germain in Frankreich zu durchbrechen. Der Champion der vergangenen vier Jahre hat neun Runden vor Schluss drei Punkte Rückstand. Für den siebenfachen Champion wäre es der erste Meistertitel seit 2000. Zudem sind im Cup (Viertelfinale) und Liga-Cup (Finale) noch weitere Triumphe möglich.

"Unsere Stärke diese Saison ist, dass wir keine Angst haben, nach vorne zu spielen", nannte Offensivspieler Bernardo Silva das Erfolgsrezept. Ihrer Offensiv-Philosophie war Monaco schon im Duell in England treu geblieben. In der Heimpartie überzeugten die Gastgeber trotz des Fehlens von Stürmerstar Radamel Falcao vor allem vor der Pause. "In der ersten Hälfte haben sie kaum den Ball gesehen", betonte Jardim. In der zweiten Hälfte sei es dann schwieriger gewesen. "Wir haben uns aber den Sieg und wenn man beide Spiele analysiert, auch den Aufstieg verdient", verlautete der überglückliche 42-jährige Portugiese.

Drei spanische Klubs im Viertelfinale

Das Viertelfinale wird am Freitag (12.00 Uhr) in Nyon ausgelost. Atletico Madrid ist eines von drei spanischen Teams im Lostopf neben dem FC Barcelona und Real Madrid. Dem Vorjahresfinalisten reichte nach dem Hinspiel-4:2 am Mittwoch ein 0:0 gegen Bayer Leverkusen, um den vierten Viertelfinaleinzug en suite zu fixieren. "Das ist großartig und sehr wichtig für den Verein. Wir haben hart kämpfen müssen, um dorthin zu kommen", sagte Atletico-Goalie Jan Oblak. Der 24-jährige Slowene hielt die Null mit tollen Paraden fest. "Er ist der beste Tormann der Welt", lobte Stürmer Antoine Griezmann.

Leverkusens Neo-Trainer Tayfun Korkut trauerte nach seiner Europacup-Premiere der Chancenauswertung nach. "Es schmeckt uns überhaupt nicht, dass wir so viele Torchancen liegen gelassen haben", so der Roger-Schmidt-Nachfolger. Für Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Ramazan Özcan ist die Europacup-Saison damit zu Ende. Trotz der Nullnummer gab es 2017 mit 62 Treffern das torreichste Achtelfinale überhaupt. Die bisherige Bestmarke waren 56 in der Saison 2011/12 gewesen. (sid, APA, red, 16.3.2017)