Der Weiße Zwerg (links) umkreist das Schwarze Loch im nur Zweieinhalbfachen des Abstands zwischen Erde und Mond.

Illustr.: NASA/CXC/M.Weiss

Washington – Knapp 15.000 Lichtjahre von uns entfernt befindet sich der Kugelsternhaufen 47 Tucanae. Dort haben Astronomen ein binäres System der höchst ungewöhnlichen Art näher untersucht: Einer der beiden Sterne dürfte ein Weißer Zwerg sein, der andere ein Schwarzes Loch.

Beides sind Endstadien im Lebenszyklus eines Sterns, wenn auch bei unterschiedlicher Ausgangslage: Zum Weißen Zwerg kann sich ein Stern stabilisieren, der ursprünglich mit unserer Sonne vergleichbar war, sich dann zum Roten Riesen aufblähte und dabei seine Hülle abstieß. Um zum stellaren Schwarzen Loch zu werden, muss ein Stern mindestens die dreifache Anfangsmasse der Sonne gehabt haben.

Das X9 genannte System wird von Astronomen schon länger untersucht. Für die aktuelle, in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlichte Studie griffen US-amerikanische und australische Astronomen auf die Daten dreier Teleskope zurück: das Chandra-Röntgenobservatorium sowie das Nuclear Spectroscopic Telescope Array (NuSTAR) der NASA und das Australia Telescope Compact Array (ATCA).

Was hält die Zukunft bereit?

Aus den gewonnenen Daten schließt das Team um Slavko Bogdanov von der Columbia University auf den ungewöhnlichen Charakter des binären Systems. Periodische Schwankungen in den Röntgenemissionen des Systems führen sie zur Annahme, dass der Weiße Zwerg seinen übermächtigen Partner einmal alle 28 Minuten umkreist – und das im nur Zweieinhalbfachen des Abstands zwischen Erde und Mond.

Das Schwarze Loch entreißt der Oberfläche des Zwergsterns laufend Materie, die sich erst in der Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs ansammelt, um später für immer hinter dessen Ereignishorizont zu verschwinden. Dass der Weiße Zwerg eines Tages komplett geschluckt wird, hält Bogdanov für unwahrscheinlich. Unklar bleibt jedoch, was aus dem Stern durch den fortwährenden Masseverlust wird: "Vielleicht eine exotische Art von Planet", spekuliert Studienkoautor Craig Heinke. (jdo, 17. 3. 2017)