Auf der Suche nach dem Unterschied zwischen Spiritualität und Esoterik: Nadaproductions im Tanzquartier.

Foto: Daniel Zimmermann

Der Schutz indigener Bevölkerungen ist ein wichtiges Thema. Leider passiert es ab und zu, dass im Rausch des Engagements dafür die nötige Distanz verlorengeht. Dann wird indigene Spiritualität mit esoterischer Begeisterung nachgeplappert. So etwas liest sich dann wie auf der Website von Survival International:

"Geleitet von den Geistern und der Weisheit ihrer Vorfahren, befehligen Yanomami-Schamanen Gewitterstürme und steuern die Winde." Und: "Sie sorgen dafür, dass der Himmel nicht auf die Erde fällt." Asterix' Gallier lassen grüßen.

Ähnlich begeistert widmet sich die Wiener Performancegruppe Nadaproductions der künstlerischen Forschung über mittel- und lateinamerikanische Ureinwohner. Am Freitag und Samstag kommt der dritte Teil ihres Projekts Endangered Human Movements ins Tanzquartier Wien, und zwar unter dem Titel The Forest of Mirrors. So heißt ein Text von Eduardo Viveiros de Castro in dem Buch La nature des esprits dans les cosmologies autochtones, das die Anthropologen Frédéric B. Laugrand und Jarich G. Oosten 2008 herausgegeben haben.

Die Nadas (Amanda Piña und Daniel Zimmermann) zitieren aus Viveiros' Essay. In ihren Credits erwähnen sie ihn nicht. Schon die ersten beiden Teile von Endangered Human Movements zeigten, was Piña und Zimmermann zu alten Ritualen eingefallen ist.

Jetzt geht es um "den Versuch eines emotionalen Wechselspiels zwischen althergebrachter indigener Erkenntnis, zeitgenössischer Performance und posthumanistischem Denken".

Emotionales Wechselspiel oder Gewitterstürme: Möge uns da der Himmel nicht auf den Kopf fallen. Miraculix steh uns bei! So ein Druide ist ja auch ein Schamane, oder? (ploe, 16.3.2017)