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Über den geplanten Abschuss von 40 Fischottern in Niederösterreich wird weiter debattiert. Laut Wissenschaftern fehlen Untersuchungen, wieso der Fischbestand sinkt.

Foto: AP / David Josek

St. Pölten / Wien – Helmut Pechlaner brach nach zehn Jahren Pension seine Pressekonferenzpause: "Denn wer schweigt, stimmt zu." Mobilisiert wurde der Zoologe und ehemalige Direktor des Tiergartens Schönbrunn vom niederösterreichischen Fischotter. Nach Anträgen der Teichwirte und des Landesfischereiverbands hatte das Land Niederösterreich einen Bescheid erlassen, der die Tötung von 40 Tieren bis Sommer 2018 erlaubt. Dazu hat Pechlaner eine klare Meinung: "Seit der Fischotter in Österreich wieder aufgetaucht ist, wird er bejagt – im Moment wenigstens noch heimlich." Er befürchtet, dass eine temporäre Bejagung des europaweit streng geschützten Wildtiers "alle Schleusen öffnet".

Der Konflikt um die Pläne von Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) läuft seit Ende Februar. 18.000 Menschen haben bisher eine Petition von WWF und Vier Pfoten gegen die Bejagung unterzeichnet. Die NGOs veranstalteten die Pressekonferenz mit Pechlaner, Verhaltensforscher Kurt Kotrschal und Veterinärmediziner Hans Frey am Donnerstag. Das Podium appellierte an Landeshauptmann Erwin Pröll, die Causa zur Chefsache zu machen.

Fischteiche absichern

Pechlaner war es zudem wichtig zu betonen, dass auch Teichwirte Verpflichtungen haben. Er verglich die Situation mit der Hühnerhaltung, die laut Tierschutzgesetz auch vor Raubtieren geschützt werden müssen. Wie also Ställe nachts gegen Raubtiere verschlossen werden, müssten Teiche eingezäunt werden.

Für Kotrschal handelt es sich um einen Präzedenzfall, der genauso gut bald den Wolf betreffen könnte. Für eine Bejagung des Otters fehle ihm eine Faktenbasis. Aktuell soll es 600 bis 800 Fischotter in Niederösterreich geben. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen. Der geplante Abschuss greife in eine komplexe, vom Menschen beeinflusste Ökologie ein, so Kotrschal: "Fischotter sind territorial, sie regulieren ihre Dichten in Wechselwirkung mit dem Nahrungsangebot gut selber." Hans Frey kritisierte, dass die Tötung von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund laut Tierschutzgesetz verboten ist. Die Maßnahme gegen den Otter beruhe "auf Luftblasen".

Es sei falsch, den Fischotter für den Rückgang der Fischbestände verantwortlich zu machen, sagte WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler. In der bis vor kurzem fischotterfreien Schweiz gingen zahlreiche Populationen von Fischarten zurück. Als Gründe wurden etwa Kraftwerksbauten, Hochwasserschutz, Temperaturanstieg, Fischkrankheiten und Verschmutzung identifiziert.

Auch in der aktuellen Stunde des niederösterreichischen Landtags in St. Pölten war der Fischotter Thema. "Der Antrag ist krass rechtswidrig", sagte Grüne-Abgeordnete Madeleine Petrovic. Man habe in dieser Causa Anzeige wegen Tierquälerei erstattet. "Wir sind gut unterwegs, wenn wir eingreifen", meinte hingegen Gottfried Waldhäusl von der FPÖ. "Uns ist die Erhaltung des Ökosystems wichtig", sagte Karl Moser von der ÖVP. Einzäunung allein sei keine Lösung, da auch anderen Tieren der Zugang zum Wasser verwehrt werde. Die Fischerei sei zudem ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, so Moser. SPÖ-Tierschutzsprecherin Heidemaria Onodi trat in ihrem Statement für ein "unblutiges Ende" ein. (Julia Schilly, 17.3.2017)