Am 2.Mai heißt es im Wiener Hotel Hilton Job-Speed-Dating – in 18 mal sieben Minuten sollen möglichst viele Jugendliche eine Lehrstelle finden. Mit dabei sind große Unternehmen wie Rewe, Spar, die ÖBB oder T-Mobile. Gestartet wurde die Lehrlingsoffensive von der Initiative "10.000 Chancen".

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Es sind gleich mehrere Probleme, deren sich Bernhard Ehrlich annehmen will. Mit seiner Initiative "10.000 Chancen" hat er sich vorgenommen, geflüchtete Menschen rasch in den Arbeitsmarkt zu bringen. Aktuell konzentriert er sich dabei auf Lehrstellen. Denn, da ist Problem Nummer zwei: zu viele unbesetzte Lehrstellen, obwohl viele Jugendliche keinen Job finden würden. "Es gibt ein großes Problem beim Schnittstellenmanagement", sagt Ehrlich. Verzweifelte Personaler seien ihm in den letzten Monaten begegnet, die zig freie Stellen nicht besetzen können.

Sieben Minuten mal 18

Ehrlich will mit einer Lehrlingsoffensive die Vermittlung verbessern und hat sich dafür ein besonderes Format überlegt – eine Art Speed-Dating für Lehrstellen: Jeder Bewerber absolviert an diesem Tag insgesamt 18 Bewerbungsgespräche à sieben Minuten. Bevor der Gesprächsmarathon im Wiener Hilton-Hotel startet, wird Bundeskanzler Christian Kern mit einer "Powerrede" zusätzlich motivieren, DJs sorgen für Musik, und es gibt weiteres Rahmenprogramm. Das Ziel ist klar: eine geeignete Lehrstelle zu finden. Wer die anwesenden Recruiter in den sieben Minuten von sich überzeugt, wird zu einem weiteren Gespräch eingeladen. "Das ist super, die Jugendlichen wissen gleich – das war was, oder das war nichts. Und wenn es nichts war, dann wissen sie, dass noch 17 andere Chancen auf sie warten."

Wichtig ist Ehrlich, dass tatsächlich Lehrstellen besetzt werden – nichts soll dem Zufall überlassen werden. Er führt deswegen seit Wochen Gespräche mit Unternehmen, diese müssen konkret angeben, wie viele und welche Stellen bei ihnen zu besetzen sind. Aktuell sehe es nach mehr als 500 Lehrstellen aus, die es am 2. Mai zu besetzen gelte.

Wo ein Wille ist

Damit das klappt, ist die Vorauswahl der Bewerber zentral. Ehrlich spricht nicht nur geflüchtete Jugendliche an. Die Voraussetzungen sind Deutschkenntnisse auf mindestens B1-Niveau, ein rechtmäßiger Arbeitsmarktzugang (Flüchtlinge können sich nur bewerben, wenn sie bereits einen Asylbescheid haben) und vor allem der "hundertprozentige Mitmachwille": "Das bedeutet, dass der oder die Jugendliche wirklich alle 18 Vorstellungsgespräche absolvieren will, dass er oder sie wirklich an Arbeit interessiert ist und sich auch dementsprechend präsentiert", so Ehrlich.

Natürlich sei es nicht gerade förderlich, dass die Lehrlingsentschädigung teilweise deutlich unter der Mindestsicherung für Flüchtlinge liegt, sagt der Initiator. Kritikpunkte an der aktuellen Politik gibt es aus seiner Sicht noch einige. "Die Menschen müssen einfach so rasch wie möglich auf den Arbeitsmarkt und nicht in irgendwelchen Kursen gehalten werden." Das klingt nach Kritik am AMS, die Zusammenarbeit für die bevorstehende Veranstaltung ist aber nicht gefährdet. Die Trägerunternehmen des AMS sind nämlich für die Information und Vorauswahl von Teilnehmern zuständig – also dafür, zu kontrollieren, ob das Deutschniveau erreicht ist und das neunte Schuljahr absolviert wurde. Bei einem ersten Treffen Ende März werden dann durch "10.000 Chancen" 300 Bewerber ausgewählt. Der Verein ist laut eigenen Angaben noch privat finanziert und funktioniert dank freiwilliger Mitarbeiter.

Nichts dem Zufall überlassen

Interessenten können sich auch direkt bei "10.000 Chancen" melden. Wer Ende März ausgewählt wird, darf zum Bewerbertraining Mitte April, wo die Jugendlichen vorbereitet werden und einheitliche Bewerbermappen bekommen. Die Mappe – mit allen Zeugnissen in 18-facher Ausführung – ist die Eintrittskarte für den 2. Mai, wenn das große Speed-Dating startet. Nichts soll dem Zufall überlassen werden, sagt Ehrlich.

Der Initiator ist sich sicher, dass er mit diesem Format den größten Impact für Unternehmen und Jugendliche erzielen kann. Ob das fordernde Setting auch bei den Jungen ankommt, die ja gerade nicht zu den Top-Performern zählen, die diese Art des Sich-Herzeigens kennen, wird sich am Tag X zeigen. Weitere Speed-Job-Datings sind aber bereits geplant.
(lhag, 21.3.2017)