Eine der Faktoren, die die unterschiedlichen Nasenformen prägten, dürfte das Klima gewesen sein, unter denen sie sich entwickelten. Zu diesem Ergebnis gelangten die Wissenschafter, als sie Aussehen und genetische Unterschiede von insgesamt 476 Testpersonen aus allen Erdregionen miteinander verglichen.

Grafik: Arslan A. Zaidi and colleagues

Washington – Die menschliche Nase ist eine variantenreiche Angelegenheit – das spiegelt sich auch in den zahlreichen unterschiedlichen Formenbezeichnungen der deutschen Sprache wider: Es gibt Breit- und Ballonnasen, Haken- und Stupsnasen, Schief-, Sattel- und Höckernasen und noch viele mehr. Die Vielgestaltigkeit unseres Riechorgans ist allerdings kein Zufall, wie es scheint: US-Wissenschafter vermuten, dass einige Aspekte der jeweiligen Grundformen der menschlichen Nase auf klimatische Bedingungen zurückgehen.

Das mag vor allem daran liegen, dass die Nase nicht allein dafür da ist, Gerüche wahrzunehmen. Ihre vielleicht noch viel wichtigere Funktion besteht darin, die Luft, die wir einatmen, zu erwärmen, anzufeuchten und Krankheitskeime und Fremdkörper herauszufiltern. Daher vermuten Wissenschafter bereits seit längerem, dass grundlegende Nasenformen in unmittelbarem Zusammenhang mit den klimatischen Bedingungen stehen, unter denen sie sich entwickelt haben.

Ältere Nasenregel

Bereits 1923 vermutete der britische Anatom Arthur Thomson, dass das Klima die Nase formen könnte. Eine nach ihm benannte Nasenregel lässt sich nun anhand einer in der Fachzeitschrift "Plos Genetics" veröffentlichten Studie auch statistisch recht gut belegen. Die Grunderkenntnis der Untersuchung lautet: Die Riechorgane von Bewohnern wärmerer und feuchterer Breitengrade entwickelten eher umfangreichere Nasen – und hier insbesondere größere Nasenlöcher -, als jene von Zeitgenossen in kälteren und trockeneren Regionen.

Arslan Zaidi Hauptautor der Arbeit von der Pennsylvania State University begründete dies in der Studie damit, dass kalte und trockene Luft den Atmungsorganen nicht gut tut. "Es gibt keine universell bessere Nasenform, die Realität ist, dass unsere Vorfahren an ihre Umwelt angepasst waren", meint der Genetiker. Ihre Ergebnisse erzielten die internationalen Forscher, indem sie in einem 3D-Verfahren sieben Nasen-Merkmale von 476 Freiwilligen untersuchten, deren Vorfahren in Süd- und Ostasien, Westafrika und Nordeuropa lebten.

Mehr Faktoren spielen eine Rolle

Allerdings sei die Entwicklung der Nasenformen komplex und von zahlreichen weiteren Faktoren bestimmt, darunter vermutlich auch durch kulturelle Besonderheiten bei der Wahl der Sexualpartner. Für das Verständnis des Ursprungs und Vorkommens bestimmter Krankheiten sei es wichtig, die Geschichte der menschlichen Anpassung an Umweltbedingungen zu erforschen, meinen die Forscher.

So könnten vertiefte Erkenntnisse über die Nasenformen und -höhlen etwa Aufschluss über Risiken geben, sich bestimmte Atemwegserkrankungen zuzuziehen. (red, APA, 17.3.2017)