Bestätigte in Indian Wells seine aufstrebende Form: Dominic Thiem.

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ATPWorldTour

Indian Wells / Wien – Noch ist Dominic Thiem der Einzug unter die letzten vier eines ATP-Masters-1000-Turniers verwehrt geblieben. Aber sein Coach Günter Bresnik, der am Sonntag nach Miami reist, ist mit der Entwicklung seines Schützlings sehr zufrieden. Der starke Auftritt des 23-Jährigen in Indian Wells hat davon ein weiteres Zeugnis abgelegt.

"Er serviert und retourniert gut, er spielt von hinten aggressiv. Wenn man sich die Statistik anschaut, fragt man sich, wie er das Match verlieren kann. Er hat mehr Winner und weniger Unforced Errors und verliert die Partie", konstatierte Bresnik Freitagfrüh nach der 4:6, 6:4, 6:7-Niederlage gegen den Weltranglisten-Dritten Stan Wawrinka.

Begeisterter Gilbert

Mehrere 160 km/h schnelle Grundschläge von Vor- und Rückhand und auch Servicegeschwindigkeiten um die 225 km/h – Thiems Potenzial lässt auch international so manchen staunen. Auch den früheren Spieler und nunmehrigen ESPN-Tennisexperten Brad Gilbert: "Von seinem Spiel her ist er der explosivste Offensivspieler. Keiner schlägt den Ball schneller als er."

Das war nur eines der Ziele in der Saisonvorbereitung auf Teneriffa: Thiems Grundschläge wieder um einige km/h schneller zu machen. "Das Wichtigste ist, dass er besser retourniert. Sein Kick-Aufschlag ist ausgezeichnet, und dass er mit Wawrinka Rückhand-Cross spielen kann, ohne dass er Probleme bekommt, ist erfreulich", sagte Bresnik. Hingegen ist Thiems Aufschlagquote ebenso wie sein Netzspiel verbesserungswürdig.

Gilberts Aussagen sieht Bresnik vor allem in der Kombination: "Das Gesamtpaket Aufschlag, Vorhand, Rückhand – summa summarum ist er mit den härtesten Schlägen ausgestattet." Und auch wenn Thiem dieses Werkzeug noch nicht immer richtig einzusetzen weiß, für eine gewisse Klasse von Spielern reicht schon dieses Grundrüstzeug. Bresnik: "In Rio hat er schlecht gespielt, aber die Schläge waren für die Leute, die dort waren, so überlegen, dass sie schon allein mit den Schlägen nicht zurechtkommen sind."

Potenzial in der Schlagauswahl

Mit nunmehr 1.130 Punkten vor Miami steht Thiem praktisch genauso gut da wie vor Jahresfrist vor dem Florida-Trip (1.200 Zähler). "Die letzten paar Wochen sind schon sehr befriedigend", erklärte Bresnik. Hin und wieder scheitere es noch an der Schlagauswahl, beispielsweise ob Thiem hart, geschnitten oder platziert servieren soll. "Da sind halt noch Fehlentscheidungen dabei. Aber er spielt jetzt ständig gegen Top-Ten-Spieler. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er die richtigen Entscheidungen trifft."

Für Bresnik hat es der achtfache Turniersieger jedenfalls in der Hand, den nächsten Schritt zu machen. "Ich vergleiche es immer mit einem Autorennfahrer: Als Konstrukteur musst du ihm ein gutes Auto in die Hand geben und er muss dann damit fahren. Dominic hat sehr gute Werkzeuge in der Hand und er fängt sehr gut zu fahren an."

Gefestigt hat Thiem seine zuletzt ein wenig wacklige Top-Ten-Position. Vom Verteidigen einer Platzierung oder von Punkten will Bresnik aber nichts hören: "Mich nervt der Begriff des Verteidigens. Er ist einer, der angreifen soll. Solange er angreift, wird er seine Ergebnisse abliefern." Das hat Thiem neben dem ATP-500-Titel in Rio auch mit dem Achtelfinale bei den Australian Open und nun mit dem Viertelfinale in Kalifornien getan. "Im Race ist er nach dem Turnier auf sechs oder sieben, das passt. Aber dass mehr möglich wäre, ist auch kein Thema. Er hat schon in Australien mehr Möglichkeiten gehabt, er hätte in Rotterdam auch ein besseres Turnier spielen können. Aber es ist wirklich in Ordnung."

Kitzbühel-Absage: "Die Gründe versteht jeder"

Bresnik äußerte sich auf Nachfrage auch noch einmal zur Absage für Kitzbühel in diesem Jahr. "Die Gründe versteht jeder. Wer sie nicht versteht, das akzeptiere ich auch. Aber Dominic macht es jetzt heuer einmal so, und man wird sehen, was dabei rauskommt." Thiem will zugunsten der Übersee-Hartplatzsaison früher in die USA reisen.

"Wirklich wurscht" ist Bresnik Thiems nach den Leistungen von Marcel Hirscher und Stefan Kraft gesunkene Chance, 2017 erstmals Österreichs Sportler des Jahres zu werden: "Dass es Kraft oder Hirscher wird, ist allen Leuten klar, obwohl erst März ist." (APA, 17.3.2017)