Einsatzkräfte sicherten den Flughafen Paris Orly nach dem Vorfall am Samstagmorgen ab.

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Das Gelände wurde evakuiert.

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Der Flugbetrieb soll noch am Samstag wieder aufgenommen werden.

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Ermittler am Schauplatz des Schusswechsels im Norden von Paris.

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Paris – Französische Sicherheitskräfte haben am Samstag am Pariser Flughafen Orly einen mutmaßlichen islamistischen Extremisten erschossen. Der Mann habe versucht, einer Soldatin die Waffe zu entreißen, und sei dann sofort außer Gefecht gesetzt worden, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Bereits zuvor hatte der Mann nach Angaben von Innenminister Bruno le Roux im Norden von Paris einen Polizisten bei einer Routinekontrolle durch Schüsse verletzt.

Der Mann sei Polizei und Geheimdiensten bekannt gewesen. In Polizeikreisen wurde er als radikalisierter Muslim beschrieben. Die für Anti-Terror-Maßnahmen zuständige Staatsanwaltschaft hält einen islamistischen Tathintergrund für wahrscheinlich. Der Angreifer habe bei der Attacke gerufen, "er sei da, um für Allah zu sterben". Außerdem habe er angekündigt, dass es Tote geben werde, sagte Staatsanwalt Francois Molins. Deshalb sei es gerechtfertigt, dass die für Anti-Terror-Maßnahmen zuständigen Behörden ermittelten.

Schüsse bei Straßenkontrolle

Nach Angaben von Innenminister Le Roux schoss der Mann um 06.50 Uhr bei einer Routine-Straßenkontrolle in Stains mit einer Schrotpistole auf die Polizisten und verletzte einen Beamten leicht. Daraufhin habe er ein Auto gekidnappt und sei geflüchtet. Gegen 08.30 Uhr habe er im Terminal Süd des Flughafens Orly eine Soldatin, die mit zwei Kameraden dort Streife lief, zu Boden gerissen und versucht, ihr die Waffe zu entreißen. "Sie hat standgehalten, aber ihre zwei Kameraden haben es für nötig gehalten – und sie hatten Recht – das Feuer zu eröffnen, um sie zu beschützen und vor allem um die Leute drumherum zu beschützen", sagte Verteidigungsminister Le Drian.

Weitere Verletzte habe es bei dem Einsatz in Orly nicht gegeben, teilte die Polizei mit. Der Flughafen wurde evakuiert, der Betrieb an beiden Terminals eingestellt. Einige Flüge wurden zum Flughafen Charles de Gaulle im Norden der Stadt umgeleitet. Justizkreisen zufolge wurden der Vater und der Bruder des Getöteten zunächst festgenommen.

Der Vater soll mittlerweile wieder auf freiem Fuß sein. Ein Bruder und ein Cousin würden hingegen weiter befragt. Die Polizei hatte die drei Verwandten des Angreifers in Gewahrsam genommen, wie es in solchen Fällen üblich ist.

Notstand

Die Soldatin gehörte zum Anti-Terror-Einsatz "Sentinelle", mit dem die Streitkräfte seit Januar 2015 Flughäfen und andere wichtige Einrichtungen schützen. Damals waren bei einem Angriff islamistischer Extremisten auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" zwölf Menschen getötet worden. Im November 2015 kamen in Paris bei koordinierten Anschlägen, zu denen sich die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt hat, 130 Menschen ums Leben.

Bis Ende Juli gilt in Frankreich der Notstand. Ende April und Anfang Mai finden Präsidentschaftswahlen statt. Innere Sicherheit ist eines der Hauptthemen im Wahlkampf. (Reuters, AFP, red, 18.3.2017)