Linz – Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als ob die FPÖ unangefochten die stärkste Partei in bundesweiten Umfragen bleiben würde. Doch in den jüngsten Umfragen hat die SPÖ praktisch gleichgezogen. Das Linzer Market-Institut hat für den STANDARD errechnet, dass die FPÖ derzeit auf 30 Prozent käme, die SPÖ auf 29. Der Wahlforscher Peter Hajek kommt für "Profil" zu ähnlichen Ergebnissen.

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer verweist in diesem Zusammenhang auf den hohen Wert von 46 Prozent, den Bundeskanzler Christian Kern in der (hypothetischen) Kanzlerfrage erreicht. Auch der ÖVP wird von den 412 Befragten – nicht zuletzt dank der Popularität von Außenminister Sebastian Kurz – eine gute personelle Aufstellung zugetraut. Allerdings liegt die ÖVP in der hochgerechneten Sonntagsfrage mit 20 Prozent deutlich abgeschlagen zurück. Die Grünen kommen seit Sommer vergangenen Jahres nicht über die Zwölf-Prozent-Marke, auch die Neos sind mit sechs Prozent ziemlich stabil. Das Team Stronach kommt in der Umfrage auf ein Prozent.

Kern wird im internationalen Vergleich gelobt

Kann man Bundeskanzler Christian Kern mit Syriens Staatschef Bashar al-Assad vergleichen? Warum nicht?, meint Meinungsforscher Pfarrhofer vom Market-Institut: "Der war sozusagen als negative Benchmark gedacht. Dann hat sich aber herausgestellt, dass die Österreicherinnen und Österreicher den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für noch schlechter für dessen Land halten."

Die in der Vorwoche durchgeführte Umfrage – die Hauptergebnisse sind in der Grafik dokumentiert – zeigt, das der österreichische Kanzler den Vergleich mit anderen Staats- und Regierungschefs nicht zu scheuen braucht. Die Österreicher schätzen ihn ähnlich gut ein wie Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel.

Merkel und Putin spalten

Dabei zeigt sich, dass Merkel unter den deklarierten Anhängern der Koalitionsparteien und unter Grünen eine Zustimmung von fast zwei Dritteln gewinnen kann, während von den deklarierten Freiheitlichen eine erdrückende Mehrheit meint, jemand anderer würde Merkels Job besser machen. Umgekehrt ist das Ergebnis, wenn man fragt, ob Wladimir Putin das Beste für sein Land mache: Da ist eine deutliche Mehrheit der österreichischen Wahlberechtigten der Meinung, dass das jemand anderer besser können würde – während die bekennenden Freiheitlichen überwiegend an Putin glauben.

Ähnlich gespalten, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, ist die Einschätzung des Ungarn Viktor Orbán und der Brexit-Premierministerin Theresa May.

Insgesamt schlechte Noten – quer durch die Parteianhängerschaften – gibt es für den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker und für den US-Präsidenten Donald Trump. Für Trump finden sich allerdings auffallend viele Fans unter den Freiheitlichen, für den Griechen Alexis Tsipras kann sich eine beachtliche Minderheit der Grünen- und SPÖ-Wähler erwärmen.

Noten für die Parteien

Der STANDARD ließ auch fragen, wie die österreichischen Wahlberechtigten die heimischen Parteien im Vergleich sehen. Dazu wurden von Market zwei Fragen gestellt: "Es wird ja in spätestens eineinhalb Jahren Nationalratswahlen geben. Welche Partei hat Zukunftsvorstellungen, wo Sie sagen: 'Da weiß ich, was diese Partei für Österreich erreichen will.' Beantworten Sie dies bitte mit einer Schulnote von eins bis fünf – eins bedeutet, Sie wissen ganz genau, was diese Partei für Österreich erreichen will, und fünf bedeutet, Sie wissen gar nicht, was diese Partei für Österreich erreichen will." Danach wurde gefragt: "Ich lese die Parteien noch einmal vor und bitte Sie zu sagen, ob diese Partei die richtigen Personen in ihrem Team hat, um die Zukunft Österreichs zu gestalten – bitte wieder nach Schulnoten."

Bei der ersten Frage gewinnt die FPÖ mit einem Notenschnitt von 2,61 – das heißt: Die Freiheitlichen vermitteln am klarsten, welche Zukunftsvorstellungen sie haben -, "auch wenn natürlich nicht alle Befragten, die ein klares Konzept der Freiheitlichen erkennen, mit diesem Konzept auch einverstanden sind", wie Pfarrhofer ergänzt. Eine genaue Betrachtung der Daten ergibt allerdings, dass eben vor allem die zur Wahl der Freiheitlichen entschlossenen Befragten der FPÖ die Bestnote eins geben. In keiner anderen Parteiwählerschaft ist die Überzeugung, das Konzept der "eigenen" Partei zu verstehen, so groß wie bei den FPÖ-Wählern.

Auf den Plätzen folgen SPÖ und ÖVP – während es zu den Grünen wieder einen deutlicheren Abstand gibt: "In Summe geben nur 36 Prozent den Grünen die Noten eins und zwei", verweist Pfarrhofer auf die Details der Befragung.

Weit abgeschlagen sind die Neos mit der Durchschnittsnote 3,47 und das Team Stronach mit der Note 4,37. Nur die Piratenpartei ist mit 4,54 noch weniger profiliert.

In der Frage, welche Partei "die richtigen Personen im Team hat", gewinnt die SPÖ mit der Note 2,82 vor der ÖVP (2,96) – hier dürfte mitspielen, dass bei der ÖVP der populäre Außenminister Sebastian Kurz immer auch "mitgedacht" wird, sagt Pfarrhofer. Freiheitliche (3,25), Neos (3,29) und Grüne (3,30) liegen da gemeinsam deutlich schlechter.

SPÖ und FPÖ gleichauf

Und wie würden Wahlen ausgehen, wenn jetzt gewählt würde? Pfarrhofer verweist darauf, dass die Frage hypothetisch ist, weil ja noch kein Wahlkampf stattgefunden hat. In der – theoretischen – Kanzlerfrage kommt Amtsinhaber Christian Kern mit 46 Prozent derzeit auf einen Spitzenwert, den besten seit Beginn seiner Amtszeit. Seit letztem Sommer ist FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf dem zweiten Platz, weitgehend unverändert mit 19 Prozent vor Reinhold Mitterlehner (ÖVP, neun Prozent) und der Grünen Eva Glawischnig (fünf Prozent). (Conrad Seidl, 20.3.2017)