Strom Tanken ist mittlerweile schon an zahlreichen Punkten möglich. Mit März waren erstmals mehr als 10.000 Elektro-Autos auf Österreichs Straßen unterwegs.

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Vor allem entlang des hochrangigen Verkehrsnetzes ist die Dichte hoch.

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Wien – Wenn Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) und Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) gemeinsam vor die Presse treten, hat das derzeit häufig mit Elektromobilität zu tun. "Dass wir ziemlich ähnlich angezogen sind, ist Zufall", eröffnet Leichtfried die Veranstaltung in Wien und tippt auf seine Krawatte. Auch der schwarze Ministerkollege trägt Rot auf der Brust.

Seite an Seite

In Sachen umweltfreundlicher Verkehr schreite man auch "Seite an Seite", und zwar in Richtung Grün. Angesichts der Klimaziele bekanntlich nicht freiwillig: 45 Prozent der Treibhausgase verursacht der Verkehr. E-Mobilität, so die Botschaft, müsse weiter gefördert werden. Ladeinfrastruktur sei ein Schwerpunkt. Rund 18 Millionen Euro stehen dafür im aktuellen E-Mobilitätsförderpaket bereit. Rupprechter und Leichtfried sehen Österreich bei der Zahl der Neuzulassungen bereits als EU-Champion, bei der Dichte an Ladestationen liege man an dritter Stelle. Rund 2400 Ladepunkte gibt es bereits, inklusive der Privaten sind es fast doppelt so viele.

Am Montag verkünden die Regierungspolitiker einen weiteren Schritt Richtung mehr Alltagstauglichkeit: Österreich bekommt ein landesweites Ladenetz für Elektroautos, "Öhub" genannt. Der "Kartensalat", wie Rupprechter es nennt, soll dadurch etwas weniger werden. Denn bisher mischten die Energieunternehmen diesbezüglich ihre eigenen Salate. Wer zwischen Bodensee und Neusiedler See unterwegs ist, benötigt je nach Einzugsgebiet unterschiedliche Karten.

Mit einer Karte tanken

Nun haben sich elf Energieunternehmen in Sachen Interoperabilität zusammengetan, sagt der Vorstandschef des Bundesverbands für Elektromobilität, Jürgen Halasz. Damit können ab 1. April 1300 Elektrotankstellen mit einer Ladekarte, Smartphone-App oder Kreditkarte genutzt werden – zu den jeweiligen Bedingungen, die mit dem eigenen Provider vereinbart sind.

Das Projekt wird von Klimafonds und Ministerien mit 120.000 Euro unterstützt. Bis zum Jahresende sollen 2000 Ladestationen nutzbar werden, sagt Halasz, der davon ausgeht, dass das Netz größer wird. Derzeit sind die Energie AG Oberösterreich, EVN, Energie Steiermark, Energie Burgenland Wärme und Service Gmbh, Energie Graz, Innsbrucker Kommunalbetriebe, Kelag, Linz AG, Salzburg AG, Vorarlberger Kraftwerke und Wien Energie an Bord. Nicht aber die Tiroler Tiwag. Auch Smatrics ist nicht dabei. Das Joint Venture von Siemens und Verbund bietet in Österreich mit fast 400 Ladepunkten ebenfalls ein flächendeckendes System und ist Mitglied in der Open Fast Charging Alliance, über die man in fünf EU-Ländern Strom tanken kann. Künftig wollen sowohl Öhup als auch Smatrics Roaming anbieten.

Tarifvielfalt

Was die Tarife betrifft, so drängen sich Erinnerungen an die Anfangszeiten der Mobiltelefonie auf. Leicht zu durchschauen sind sie nicht. Grundsätzlich ist Schnellladen meist teurer, was vielfach am hochrangigen Straßennetz zutrifft. Die einen verrechnen eine Flatfee mit Monatsgebühren rund um zehn Euro, andere pro Nutzung, je nach Steckertyp etwa zwischen 0,78 Euro und 2,35 je Stunde. Zahlreiche Ladestationen – oft jene der langsamen Sorte – sind noch gratis.

Mit März startete laut Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, ein neues Programm: "E-Mobilität in der Praxis". Geplant ist der Abbau weiterer Hürden. Davon gibt es noch einige: Wer in einer Parkgarage eine halbe Stunde lädt, zahlt dennoch den Stundentarif. Was die Bevorzugung von E-Autos in Form eines emissionsabhängigen Parkpickerls betreffe, habe man ein offenes Ohr, so Leichtfried. Das sei aber Ländersache. (rebu, 20.3.2017)