Symbol für den verkehrspolitischen Stillstand in Salzburg: Mit O-Bus-Oldtimern wie in diesem Bild aus dem Jahr 2016 werden in Salzburg Hauptlinien zu Spitzenzeiten bedient.

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Salzburg – Das Ergebnis war vorhersehbar. Als Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) vor einigen Monaten den pensionierten Thyssen-Manager Willi Rehberg mit einer Expertise zu den Kosten einer teilweise unterirdischen Verlängerung der Lokalbahn durch die Stadt beauftragte, war klar, was herauskommen sollte: Rehberg sollte Schadens ablehnende Haltung zu einer Bahnstrecke vom Hauptbahnhof durch die Stadt nach Süden bis zu einem Anschluss Richtung Hallein in Zahlen gießen.

Was dieser auch tat. Nach dem am Montag im Stadtsenat vorgelegten Bericht Rehbergs muss man mit Kosten von 1,5 Milliarden Euro oder mehr rechnen. Jährliche Instandhaltungskosten von 40 Millionen Euro kämen noch hinzu. Die hohen Errichtungskosten resultierten aus dem geologisch schwer beherrschbaren Untergrund in der Stadt Salzburg, sagt die Studie. Es handelt sich um Ablagerungen aus der Eiszeit und um den berüchtigten Seeton.

Dazu komme, dass die Bahn ohnehin nur 5.000 Autofahrten pro Tag ersetze, sagt Rehberg. Und er befürchtet, dass historische Bauten im Weltkulturerbebezirk durch die Bahn beschädigt werden könnten. Bürgermeister Schaden fühlt sich in seiner Ablehnung einer "U-Bahn" bestätigt, die seit Jahrzehnten existierende Projektidee "Regionalstadtbahn" liegt damit weiterhin auf Eis.

Beispiel Wien

Auf Landesebene ist man ob Schadens Blockadepolitik ziemlich sauer. Verkehrslandesrat Hans Mayr bezweifelt die Seriosität des Zahlenwerks. Und der Klubobmann der Grünen im Landtag, Cyriak Schwaighofer, erinnert die SPÖ an das Beispiel Wien: "Vielleicht kommt die Stadt-SPÖ ja doch noch zur Einsicht, dass die Regionalstadtbahn ein probates Mittel zur Lösung der Verkehrsprobleme wäre. Immerhin hat sich die Wiener SPÖ in den 1950ern auch massiv gegen den Bau der U-Bahn in der Hauptstadt gesträubt und ist schließlich doch noch auf den Erfolgszug aufgesprungen."

Es ist freilich wenig wahrscheinlich, dass sich die Haltung der Salzburger SPÖ nach der Ära Schaden ändert. Schadens Nachfolger als Bürgermeisterkandidat, Bernhard Auinger, gilt als Mann der Automobilbranche. Er ist Zentralbetriebsrat bei Porsche.

Das nächste Verkehrsgroßprojekt in der Stadt ist jedenfalls keines für den öffentlichen Verkehr. Die Erweiterung der Altstadtgarage im Mönchsberg auf 2.000 Stellplätze wird am 30. März vor dem Landesverwaltungsgericht verhandelt. Dabei steht der Einspruch des Landes gegen das Projekt auf der Tagesordnung.

Stauhauptstadt Österreichs

Inzwischen sinkt der Anteil des öffentlichen Verkehrs in der Stadt Salzburg weiter. Derzeit liegt der Anteil bei rund 14 Prozent. Im Gegenzug darf sich die Landeshauptstadt seit einigen Wochen mit dem Titel "Stauhauptstadt Österreichs" schmücken. Nach einer Berechnung eines niederländischen Navi-Herstellers muss man in Salzburg pro 60 Minuten Fahrzeit durchschnittlich 32 Prozent Stauzeit dazurechnen. Zum Vergleich: In Innsbruck sind es magere 20 Prozent und in Linz 23 Prozent. (Thomas Neuhold, 21.3.2017)