Wien – Auf dem österreichischen Markt für Firmenkäufe geht es nach längerer Flaute seit mehr als drei Jahren wieder bergauf. Im Vorjahr nahm die Anzahl der Transaktionen mit österreichischer Beteiligung trotz Stagnation auf globaler Ebene um 18 Prozent auf 390 zu, geht aus einer Erhebung der Beratungsgesellschaft Boston Consulting hervor. Auch für 2017 erwartet Experte Tibor Mérey aufgrund der bisher angekündigten Transaktionen zumindest ein "aktives erstes Quartal".

Bemerkenswert dabei: Im Vorjahr kam in acht von zehn Fällen der Käufer aus Österreich. Zusätzlich zu den zuvor dominierenden Treibern Konsolidierung und Restrukturierung, etwa in den Branchen Finanz und Handel, würden nun immer mehr wachstumsgetriebene Übernahmen erfolgen. Österreichische "Hidden Champions", in ihrer Nische mitunter sogar Weltmarktführer, expandieren laut Mérey verstärkt und würden dabei den Schritt ins Ausland nicht scheuen: "Das ist ein Trend, der sich fortsetzt."

Boom nach EU-Osterweiterung vorbei

Im Gegensatz zu früher, als im Zuge der Ostfantasie im Jahr 2005 der Höchstwert von 503 Übernahmen erzielt wurde, gibt es hinsichtlich der Zielregionen keinen klaren regionalen Fokus mehr. "Der Boom nach der EU-Osterweiterung ist vorbei", sagt Mérey. Die aktivsten Branchen waren im Vorjahr allgemeine Dienstleistungen, Elektronik, Medizintechnik, Computer und Telekommunikation.

Zu den Ursachen des Aufwärtstrends meint Mérey, das Wachstum stehe auf immer breiteren Beinen. "Das ist ein gutes Fundament. Wenn sich die Geschäftsführungen wieder mehr mit Wachstum beschäftigen, sieht man das an einer Zunahme der Deals." Die Rolle der niedrigen Zinsen beurteilt er hingegen zwiespältig: Sie würden zwar die Finanzierungskosten von Übernahmen senken, aber auch die Börsenkurse nach oben treiben, was "bis zu einem gewissen Grad" auch auf die Preise nichtnotierter Gesellschaften durchschlage.

Antizyklisch zukaufen

Interessantes Detail am Rande: Übernahmen durch sogenannte Serial Acquirers, also gewissermaßen Wiederholungstäter, würden doppelt so viel Wertzuwachs schaffen wie jene von erstmaligen Käufern. "Das ist auf jeden Fall auch eine Erfahrungssache", sagt Mérey. Serial Acquirers seien mutiger und würden antizyklisch zukaufen und die zu erwerbenden Unternehmen gezielter auswählen, um sie in ihre Gesamtstrategie einzubetten.

In die Statistik fließen auch Firmenkäufe von mittelständischen Unternehmen ein. Sie beinhaltet alle Zukäufe ab einer Million Euro Firmenwert sowie sämtliche bei der Bundeswettbewerbsbehörde meldepflichtigen Transaktionen. (aha, 21.3.2017)