Die Trauben hängen hoch.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Wien – Für die in einer schweren sportlichen Krise steckende Rapid steht am Sonntag (15.30 Uhr) in der Ländermatch-Pause das "Rettungsspiel" beim finanziell kriselnden Regionalligisten Vienna auf dem Programm. "Für uns ist das sicher mehr als ein Test als für die Vienna, wir wollen das Spiel gewinnen und Tore schießen", sagte Kapitän Steffen Hofmann am Montag.

Angesprochen darauf, ob Rapid nach dem Rückfall auf den siebenten Tabellenplatz noch in den Abstiegsstrudel hineingezogen werden könnte, meinte der 36-Jährige: "Jeder muss sich der Situation bewusst sein und wissen, um was es für uns geht. Wir sollten anfangen zu gewinnen." Rapid ist in diesem Jahr und seit mittlerweile sieben Meisterschaftspartien sieglos und liegt nur noch sieben Punkte vor Schlusslicht Ried.

Überleben

Für die in Döbling am anderen Ende der U-Bahn-Linie 4 beheimatete Vienna geht es dagegen um das wirtschaftliche Überleben, nachdem das Handelsgericht Wien vor zwei Wochen ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet hat. Die knapp 100 Gläubiger beziehungsweise 32 Dienstnehmer, davon 22 Profispieler, können ihre Forderungen bis 14. April anmelden.

Die erste Gläubigerversammlung wurde für kommenden Montag anberaumt, die allgemeine Prüfungstagsatzung findet am 28. April statt. Am 31. Mai stimmen die Gläubiger über den Sanierungsplanvorschlag ab. "Ich bin zuversichtlich, dass dieser angenommen wird", sagt Vienna-Geschäftsführer Gerhard Krisch.

Die Vienna hat laut eigenen Angaben Verbindlichkeiten von 590.000 Euro und strebt ein geordnetes Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung und einer 30-Prozent-Quote für Gläubiger an. Finanziert werden soll diese Quote über Investoren sowie das Benefizspiel gegen Rapid, die ohne Gage antritt. 2.500 Karten waren bis Montag verkauft, die Vienna hofft auf 5.000 Fans, wenn das Wetter mitspielt. Maximal sind 7.500 möglich.

Legenden geigen

Beim letzten Duell der beiden am 13. September 2006 waren 5.500 Besucher auf die Hohe Warte gekommen und sahen einen Cup-Auftakterfolg der Vienna, die sich 4:3 im Elferschießen durchsetzte, nachdem es nach 120 Minuten 1:1 gestanden war. Vor dem Hauptspiel gibt es am Sonntag ab 14 Uhr ein Legendenmatch, ehemalige Rapid-Größen wie Christian Keglevits, Richard Niederbacher und Gerald Willfurth stehen im Kader.

Wegen des Insolvenzverfahrens muss die Vienna, aktuell Zweigter der Regionalliga Ost, in die Wiener Liga absteigen. Damit will sich Krisch aber nicht abfinden. "Ich habe mich mit der Wiener Liga noch nicht angefreundet und budgetiere zweigleisig." Er hofft auf Gespräche mit dem ÖFB, die einen Verbleib in der Regionalliga ermöglichen sollen.

Durch Spenden der Fans und eine Aktion der Wiener Austria sind laut Krisch bisher "circa 18.000 Euro" für die Rettung zusammenkommen. "Es gibt aber noch eine gewisse Zurückhaltung, weil ja noch nicht feststeht, ob der Ausgleich angenommen wird oder nicht." (APA, red, 20.3.2017)