Gestritten wird um die Löhne und Gehälter von rund 75.000 Mitarbeitern in der heimischen Kreditwirtschaft. Die Arbeitnehmer forderten zuletzt 1,60 Prozent mehr Gehalt.

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Wien – Im Streit um höhere Gehälter sind Hunderte Bankangestellte in Österreich am Dienstag auf die Straße gegangen. Nach drei Verhandlungsrunden spießt es sich wieder einmal sehr. In Wien begannen die Proteste um 8 Uhr vor dem Erste-Campus beim Hauptbahnhof. Dort haben Delegationen der Großbanken ihre in der ersten und zweiten Märzwoche unterbrochenen Betriebsversammlungen fortgesetzt.

Tenor: Die Banken machen wieder Gewinne, deshalb wollen auch die Mitarbeiter daran teilhaben. Gefordert wird "mindestens" ein Abschluss in der Bandbreite von KV-Lohnerhöhungen anderer Branchen. Die lagen zwischen 1,3 und 1,55 Prozent. Frust herrscht in den Bankbelegschaften, dass überall umstrukturiert und viel Personal abgebaut wird. "Die Arbeitsbelastung explodiert", sagte Bank-Austria-Betriebsratschef Adi Lehner.

Anmarschiert sind zum Protesttreffen in Wien rund 300 Betriebsräte und Delegationen vor allem von Bank Austria, Erste Group und Erste Bank, BAWAG, Raiffeisen Bank International, Hypo Niederösterreich und Volksbank Wien. Auch Mitarbeiter von Nationalbank und von der ÖVAG-Bad-Bank Immigon waren dabei. Ebenso Arbeitnehmervertreter von Bausparkassen oder Fondsgesellschaften.

Gestritten wird um die Löhne und Gehälter von rund 75.000 Mitarbeitern in der heimischen Kreditwirtschaft. Die Arbeitnehmer forderten zuletzt 1,60 Prozent mehr Gehalt. Die Arbeitgeber boten 0,8 Prozent plus 6,50 Euro – das hieße auf den Durchschnittsbezug eine Anhebung von 1,03 Prozent.

Aus für "unselige Einschleifregel" gefordert

Lehner will jedenfalls einen höheren und linearen Abschluss. Vor allem will er auch eine "unselige Einschleifregelung" weg haben. Die Banken wollen bisher für Gehaltsbestandteile über KV nur 0,20 Prozent drauflegen. Der Bank-Austria-Betriebsrat erinnerte heute an Vereinbarungen, dass man dieses Instrument nur in echten Krisenzeiten einsetzen wollte. "Heuer kann man bei Gott von keiner Krise reden."

"Bei allem Verständnis für die Argumente der Arbeitgeber – Strukturprobleme, Niedrigzinsen, Kostendruck, Kapitalvorgaben – die Personalknappheit spüren wir alle", sagte Lehner in seiner Rede am Gelände des Erste-Campus. Fakt sei aber auch, dass mäßige Lohnabschlüsse in den letzten Jahren keinen einzigen Job in den Banken gerettet hätten. Man liege sechs Zehntel auseinander. Wenn das die Branche retten solle, "dann stehen wir wirklich schlimm da", befand Lehner.

Vor der vierten Runde am 29. März hat die Gewerkschaft nun ihren Druck verschärft. Platzt auch diese Runde, sind weitere Proteste programmiert. In den heutigen Protestkundgebungen und Protestmärschen – die auch in Linz und Innsbruck vor den Banken anberaumt sind – beließ man es bei Warnungen. Auch auf den mitgeführten Transparenten: "Ihr wollt weiter volle Kassen, dann muss auch die Erhöhung passen."

In Klagenfurt und Salzburg wird morgen Mittwoch demonstriert. Von heute auf morgen verschoben wurde ein Protestmarsch in Graz. (APA, 21.3.2017)