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Choreografin Trisha Brown.

Foto: AP/FRANK FRANKLIN II

Wien – Sie war eine der innovativsten, konsequentesten und vielfältigsten Persönlichkeiten der postmodernen US-amerikanischen Choreografie-Szene in den 1960ern. Vergangenen Samstag ist Trisha Brown nach längerer schwerer Krankheit in San Antonio, Texas, 80-jährig gestorben.

Ihr Tod bedeutet einen schweren Verlust für den Gegenwartstanz und hat aktuell noch dazu besonderen Symbolcharakter, denn US-Präsident Donald Trump plant, die beiden großen Förderstiftungen National Endowment for the Arts und National Endowment for the Humanities zu eliminieren. Für den zeitgenössischen freien Tanz in den Staaten, der von ohnehin äußerst kargen staatlichen Zuwendungen abhängig ist, wäre das eine Auslöschung.

Bis 2011 aktiv

Trisha Browns Company hat bisher überlebt, weil sie sich durch die Reputation ihrer Gründerin auf dem internationalen Kunstmarkt bewegen konnte. Und weil Brown bis zu ihrer Erkrankung 2011 aktiv war. Ihre Arbeit hat zahlreiche Kollegen direkt beeinflusst. Sie kooperierte mit Künstlern wie Robert Rauschenberg und Donald Judd, war auch selbst als bildende Künstlerin tätig und zur Documenta 12 (2007) eingeladen.

Ihr europäischer Durchbruch kam in den 1980ern nach dem Erfolg von Set and Reset mit Musik von Laurie Anderson und einer Bühne von Rauschenberg. In Wien wurden ihre Arbeiten bei Impulstanz, den Festwochen und jüngst letzten Herbst vom Tanzquartier gezeigt. Sie choreografierte auch für andere Companien wie das Ballett der Pariser Oper.

Auf die Straßen

Trisha Brown kam 1961 nach New York und war dort Mitgründerin des legendären Judson Dance Theater, zusammen mit unter anderen Yvonne Rainer, Deborah Hay und Steve Paxton. 1966 tanzte sie in ihrem Solo Homemade mit einem auf ihren Rücken montierten Filmprojektor. 1970 initiierte sie das ebenso bedeutende Kollektiv Grand Union mit und lancierte ihre eigene Company. Sie verlagerte den Tanz auf die Straßen und auf Gebäude.

Brown hat maßgeblich zur Aufnahme von Alltagsbewegungen in den Tanz beigetragen, ein künstlerisches Mittel, das bis heute für Irritationen sorgt. Ohne ihre musikalisch feinen, oft minimalistischen und entweder komplett freien oder präzisen Stücke wäre die bis heute noch nicht so recht verarbeitete Revolution des postmodernen Tanzes wohl weniger nachhhaltig gewesen. (Helmut Ploebst, 21.3.2017)