Kaiserslautern – Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass Insekten und andere Gliederfüßer wie Spinnen, Tausendfüßer oder Krebstiere die größte und vielfältigste Gruppe von Lebewesen in tropischen Regenwäldern darstellen. Nun verweist die Technische Universität Kaiserslautern auf eine aktuelle Studie, derzufolge Protisten den Gliederfüßern den Rang ablaufen dürften.

Einschränkend dazu ist zu sagen, dass Protisten keine Gruppe miteinander verwandter Arten ist, wie es bei Gliederfüßern oder Wirbeltieren der Fall ist. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für ein- oder wenigzellige Organismen mit Zellkern. Die Zusammensetzung dieser "Gruppe" ist also sehr heterogen. Die in "Nature Ecology and Evolution" veröffentlichte Studie zeigte aber, dass auch Gruppen tatsächlich miteinander verwandter Protisten viel artenreicher sind als bisher bekannt.

Die Untersuchung

"Es gibt möglicherweise Hunderttausende verschiedener Insektenarten auf einem einzigen Hektar Regenwald, aber die Anzahl der Protisten dürfte noch größer sein", berichtet Micah Dunthorn von der TU Kaiserslautern. Seine Forschungsgruppe hat Bodenproben im Flachland der Regenwälder von Costa Rica, Panama und Ecuador gesammelt. Anschließend wurde die DNA der darin enthaltenen Mikroorganismen isoliert und analysiert – insgesamt wurden über 130 Millionen DNA-Sequenzen untersucht.

Und die Proben enthielten vor allem Protisten, mehrheitlich als Spezies noch nicht bekannt, aber über ihr Erbgut verwandten Arten zuordenbar. "Die meisten davon zählen zu einer Gruppe von einzelligen Tierparasiten, den Apicomplexa", sagtt Dunthorn. Die Forscher vermuten, dass diese Parasiten möglicherweise zur Artenvielfalt der Tiere in diesen Wäldern beitragen – sie könnten das Wachstum von Tierpopulationen durch Infektionen beschränken. (red, 26. 3. 2017)