Tokio – Horden an Twentysomethings springen mit Shoppingtüten beladen von einem Shop in den nächsten. Die schmalen Seitenstraßen des Tokioter Stadtteils Omotesando sind ihre Spielwiese.

Hier verteilen sich die internationalen Marken, von Adidas bis Supreme, über kleine, ineinander verschachtelte Häuser: Der New Yorker Concept-Store "Opening Ceremony" hat sich auf drei Stockwerken in ein schmales Häuschen eingemietet, das italienische Label MSGM will seine bunte Mode an die modeversessen Japanerinnen verkaufen, wenige Meter weiter hat Dior schon vor etlichen Jahren das japanische Architekturbüro Sanaa ein lichtes, hoch gestapeltes Prestige-Gebäude aufziehen lassen.

Die A Gallery in Tokio.
Foto: Mario Kiesenhofer

Inmitten des quirligen Modeviertels Omotesando steht die A Gallery, ein in den 1970ern erbautes Wohnhaus, das im letzten Jahr von dem Architekten Rei Mitsui in eine Galerie verwandelt wurde. In sie sind für wenige Tage die Arbeiten einiger österreichischer Designer und Künstler eingezogen.

Foto: Mario Kiesenhofer

Während eine U-Bahnstation weiter im Shoppingcenter Hirakie von Shibuya vor überwiegend japanischen Besuchern die Shows der lokalen Heroen über die Bühne gehen, reihen sich Vivien Sakura Brandl, Andreas Spiegl und Mario Kiesenhofer mit ihrer Konzept-Schau "Preface – Image Politics in Fashion and Arts" auf den ersten Blick in die konventionellen Schauraum-Präsentationen japanischer Labels und Agenturen ein.

In der A-Gallery geht es allerdings nicht ausschließlich ums Verkaufen. Die Präsentation von Kunst und Mode, auf zwei Stockwerke und rund 90 Quadratmeter verteilt, will mehr.

Ausstellungsansicht "Preface – Image Politics in Fashion and Arts"
Foto: Mario Kiesenhofer

"Man muss die Bilder ändern, um die Realität zu verändern", meint Kurator Andreas Spiegl. Dazu seien jene Bilder, die die Mode und die Kunst produzierten, gleichermaßen imstande, deshalb werden sie hier Seite an Seite gezeigt.

Vor den Arbeiten von Tina Lechner
Foto: Mario Kiesenhofer
Vor der A-Gallery: Österreichische Mode an japanischen Models
Foto: Mario Kiesenhofer

Das Konzept der Schau geht auf – und zwar auf so unaufgeregte Weise, dass sie auch für Einkäufer funktioniert, die mehr an der Mode als an Spiegls kuratorischer Idee interessiert sind: Neben Fotoarbeiten von Mario Kiesenhofer, Tina Lechner und Wolfgang Thaler und den Videos von Veronika Eberhart und Dorit Margreiter hängen auf Kleiderstangen die bedruckten Kleider von Christina Steiners Label Gon, die großzügig geschnittenen Kleider von Jana Wieland, die strengen Hemden von Natures of Conflict, die dritte Kollektion von Selina Rottmann und die bunte Herbstkollektion von Vivien Sakura Brandls eigenem Label Sightline. In einem Regal: Die Taschen von Sagan Vienna.

Die Macher von "Preface" schließen mit ihrer Präsentation (der dritten in Folge) auch eine Lücke: Das modeverrückte Japan ist ein attraktiver Absatzmarkt für jene österreichischen Designer, deren Mode in Wien häufig gar nicht (offline) zu kaufen sind. Denn Shoppen, das führen die Twentysomethings in Ometosando tagtäglich vor, das können sie. (feld, 22.3.2017)

Foto: Mario Kiesenhofer

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