Athen – Pierre Moscovici sollte eines erhalten, Jeroen Dijsselbloem oder auch Klaus Regling. Auf die in Griechenland ungeliebten Vertreter der Gläubiger hat es wohl die links-anarchistische Terrorgruppe Verschwörung der Feuerzellen abgesehen. Sie hatte sich vergangene Woche bereits zu den an den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble und die IWF-Direktorin Christine Lagarde adressierten Paketbomben bekannt. Gleich acht weitere Terrorsendungen fand die griechische Polizei nun zu Wochenbeginn. Unter den Empfängern waren der EU-Währungskommissar, der Chef der Eurogruppe und der Direktor des Eurorettungsschirms EMS.

Informationen der Tageszeitung "Kathimerini" zufolge sollten die beiden ersten Pakete wohl eine Art "Testlauf" sein. Die Absender wollten demnach sehen, ob die Sendungen die Kontrollen der griechischen Post passieren können. Sie konnten es – trotz einer neuen Anlage am Flughafen von Athen, die erst vor drei Monaten installiert worden war. Schäubles Paket wurde bei einer Überprüfung am Empfang des Ministeriums sichergestellt, das Paket für Lagarde, das an die Vertretung des IWF in Paris gesandt wurde, explodierte und verletzte dabei eine Angestellte leicht.

"Keine weiteren verdächtigen Sendungen"

Die weiteren acht Sendungen fanden Experten der griechischen Polizei im Sortierzentrum in Kryoneri im Norden Athens. Die Pakete werden nun auf DNA-Spuren untersucht, hieß es am Dienstag. Auf politischer Ebene ist der neuerliche Fund delikat: Der zuständige Bürgerschutzminister Nikos Toskas von der linksgerichteten Regierungspartei Syriza hatte vergangenen Freitag noch Entwarnung gegeben und erklärt, es gebe keine Hinweise auf weitere verdächtige Sendungen.

Deutliche Kritik kam am Dienstag von Toskas konservativem Vorgänger Nikos Dendias. Die Antiterroreinheit der griechischen Polizei habe keine politische Rückendeckung und sei ohne Führung, erklärte der Politiker der Nea Dimokratia. Es herrsche völlige Lähmung im Sicherheitsapparat, Syriza habe den Terroristen Raum gelassen. Dendias war in seiner Amtszeit umstritten, unter anderem wegen des aggressiven Umgangs mit Immigranten. Seine Kritik fügt sich nun in die bereits seit längerem erhobenen Vorwürfe, die linksgerichtete Regierungspartei lasse Anarchisten im Athener Innenstadtviertel Exarchia gewähren und habe ein Klima der Straflosigkeit geschaffen. Der amtierende Bürgerschutzminister Toskas ist ein ehemaliger Armeegeneral. (mab, 21.3.2017)