Wien – Johann Radon ist wohl einer der heute meistzitierten österreichischen Mathematiker. Fast immer, wenn hierzulande die Frage aufkommt, warum Rechnen eine wirklich nützliche Begabung ist, wird beschrieben, was der Österreicher seinerzeit selbst als bloße "Spielerei" bezeichnete: die Radon-Transformation, die er genau vor hundert Jahren publizierte.

Sie wird heute vielfach angewandt – zum Beispiel in der Computertomografie. Aus den gemessenen Intensitäten vieler unterschiedlicher Strahlen, die den menschlichen Körper durchdringen, wird die Dichteverteilung im Inneren berechnet (siehe Porträt über Johann Radon). Auch Astrophysiker verwenden die Radon-Transformation, um atmosphärische Störungen beim Betrachten eines Sterns von der Erde aus "rauszurechnen".

Zum Jubiläum findet am Johann Radon Institute der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Altenberger Straße 69, 4040 Linz, eine Tagung statt (27. bis 31. März). Der Mathematiker Otmar Scherzer, Mitglied im Scientific Committee der Tagung, hat dem STANDARD zur Illustration ein Videointerview gegeben – mit einer eigens entwickelten Versuchsanordnung: Ein aus Overhead-Folie gebastelter Origami-Vogel wird von einem Overhead-Projektor bestrahlt und durchleuchtet. Die dabei entstehenden Schnittbilder werden dann mittels Computer zu einer 3D-Simulation zusammengebaut. (Gerald Zagler, Peter Illetschko, 22. 3. 2017)