Mit der namensgebenden Aufforderung "Schani, trag den Garten raus" soll der erste Schanigarten 1750 in Wien eingeweiht worden sein. Bürgermeister Michael Häupl nimmt das zum Saisonstart wörtlich. Ihm zur Seite stehen WK-Wien-Präsident Walter Ruck und Kaffeehäuser-Fachgruppenobmann Wolfgang Binder.

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Wien – Auf dem Stephansplatz wird gegraben, gehämmert und neu gepflastert. Lkws suchen sich am Graben ihren Weg vorbei an Passanten zu den Geschäften, um sie zu beliefern. Und dennoch sind die Schanigärten in der Fußgängerzone in der City schon am Vormittag gut besucht. Die Umgebungsgeräusche zum Kaffee werden bei frühlingshaften Temperaturen gerne hingenommen.

Wirtshaus- und Kaffeehausflächen im Freien boomen in der Hauptstadt: Wurden 2010 noch 2.127 Anträge abgegeben, waren es im Vorjahr bereits knapp 3.200 (siehe Grafik). Diese Zahlen spiegeln nicht direkt die Anzahl der Schanigärten in besagtem Jahr wider, da es auch mehrere Anträge für ein Areal geben kann oder Dauergenehmigungen für mehrere Jahre vergeben werden. Der Trend zeige aber steil nach oben, sagte ein Sprecher der zuständigen Stadträtin Renate Brauner (SPÖ).

Kaffee trinken, Leut' ausrichten

Bei der traditionellen Schanigarten-Saisoneröffnung am Dienstag sagte Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, dass es 2016 rund 2.500 Schanigärten gegeben hat. Launig läutete Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) die Saison ein. Die "Dreifaltigkeit" – Kaffeehaus, Beisl, Heuriger – habe Wien schon "viel Ungemach" und Psychiaterbesuche erspart, sagte Häupl. "Draußen sitzen, einen Kaffee genießen, Leut' ausrichten, das gehört dazu."

Schanigärten im Winter erlaubt

Ausgerichtet hat so mancher Wirt aber auch die politisch Verantwortlichen in der Stadt. Zwar sind seit 1. Jänner 2017 kleine Schanigärten im Winter möglich – eine Forderung der Wirtschaftskammer. Mit der Möglichkeit zu einem Ganzjahresbetrieb im Freien wurden gleichzeitig aber auch die Gebühren empfindlich erhöht.

Für Schanigärten in Toplage mit sehr hoher Tourismusfrequenz (Zone 1) sind 20 Euro pro Quadratmeter und Monat fällig. Bisher waren es 7,50 Euro. Gebühren für hoch frequentierte Lagen (Zone 2, zehn Euro) und für das restliche Stadtgebiet (Zone 3, zwei Euro) wurden verdoppelt.

Kostbarer öffentlicher Raum

Besonders betroffen sind vor allem Wirte in der Reinprechtsdorfer Straße, in der Tabor- und in der Praterstraße, sagte Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer. Für sie sind zehn statt ein Euro pro Quadratmeter Schanigarten fällig. Dobcak rechnet damit, dass einige Wirte ihre Gärten verkleinern oder weniger Personal beschäftigen, um sich die zusätzlichen Kosten leisten zu können. Mit weniger Schanigärten rechnet Dobcak aber nicht.

Die Stadt Wien argumentiert, dass öffentlicher Raum nicht kostenlos sein dürfe. Es gehe nicht um Mehreinnahmen aus den Gebühren, sondern um einen Steuerungseffekt. Im Büro von Stadträtin Brauner wird damit gerechnet, dass die Einnahmen aus den Gebühren künftig rund zwei Millionen Euro betragen. Davor sei es etwa eine Million Euro gewesen. Zum Vergleich: Die Vergnügungssteuer, die die Stadt per 1. Jänner 2017 abgeschafft hat, brachte zuletzt fünf Millionen pro Jahr.

Rauchverbot ab Mai 2018

Die Sommersaison läuft von Anfang März bis Ende November. In der Wintersaison dürfen auf maximal zwölf Quadratmetern Tische (auch mit genehmigungspflichtigen Heizstrahlern) aufgestellt werden, zwei Stehtische vor dem Lokaleingang sind nicht bewilligungspflichtig. Heuer wurden 29 Schanigärten in der Wintersaison genehmigt. Eine Bilanz könne man laut dem Büro Brauner aber erst nach dem kommenden Winter ziehen, weil viele Gastronomen mit den Sommer- diesmal auch ihre Winterschanigärten mitgenehmigen lassen. Das Rauchverbot in der Gastronomie tritt zudem im Mai 2018 in Kraft. (David Krutzler, 21.3.2017)