Die Fluggesellschaft Etihad Airways ist unter anderem von den neuen Maßnahmen betroffen.

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Washington/London – Das am Dienstag erlassene Verbot gegen elektronische Geräte auf bestimmten Direktflügen in die USA fußt offenbar auf neuen Erkenntnissen über die Fähigkeiten islamistischer Terrorgruppen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf US-Sicherheitskreise, dass ein Kommandoeinsatz im Jänner im Jemen neue Informationen über Bombenbauverfahren der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) erbracht haben soll.

ABC News berichtete unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, dass mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Verbindung stehende Gruppierungen Sprengsätze in elektronische Geräte auf Flüge in die USA schmuggeln wollten.

Zehn Flughäfen betroffen

Das US-Verbot gilt für größere Elektronikgeräte im Handgepäck auf Direktflügen von zehn Flughäfen in die Vereinigten Staaten. Dabei geht es um die Flughäfen in Amman, Kairo, Kuwait-Stadt, Doha, Dubai, Istanbul, Abu Dhabi, Casablanca, Riad und Jeddah. Betroffen sind den amerikanischen Behörden zufolge unter anderem die Gesellschaften Royal Jordanian Airlines, Egypt Air, Turkish Airlines, Saudi Arabian Airlines, Kuwait Airways, Qatar Airways sowie Emirates und Etihad Airways. Da keine US-Gesellschaft von den Flughäfen aus in die USA fliegt, sind amerikanische Unternehmen nicht betroffen. Medizinische Geräte sind von der Regel ausgenommen. Auch US-Bürger müssen sich an die Vorschrift halten.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat das neue Verbot kritisiert. "Es wäre besser, zusammen gegen diejenigen, die eine Bedrohung darstellen, Maßnahmen zu ergreifen als normale Passagiere zu bestrafen", sagte Cavusoglu nach Angaben der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu vom Mittwoch bei einem Besuch in Washington.

"Aggressiv innovative Methoden"

"Terroristische Gruppen peilen weiterhin das kommerzielle Flugwesen an und verfolgen aggressiv innovative Methoden, um ihre Attacken zu verüben", hieß es vonseiten des amerikanischen Heimatschutzministeriums (DHS) als Begründung am Dienstag. Ein Attentat mit einem Sprengsatz in einem Elektronikgerät ereignete sich vor rund einem Jahr in Somalia, als an Bord eines Flugzeugs der dschibutischen Daallo Airline eine Laptop-Bombe explodierte. Die Bombe hatte ein Loch in den Rumpf der Maschine gerissen und den Attentäter aus der Maschine gesprengt, konnte aber dennoch sicher landen (mehr dazu hier).

Über die neue Maßnahme wurden die Fluggesellschaften am Dienstag um 8 Uhr Ostküstenzeit informiert – sie haben 96 Stunden Zeit für die Umsetzung. Sie soll zunächst bis 14. Oktober dieses Jahres gelten, danach soll neu entschieden werden.

Keine Änderung in Österreich

Ein Sprecher der britischen Premierministerin Theresa May kündigte ähnliche Maßnahmen für Passagiere an, die aus den sechs Staaten Türkei, Libanon, Jordanien, Ägypten, Tunesien und Saudi-Arabien nach Großbritannien einfliegen. Das österreichische Innenministerium gab hingegen auf Anfrage des STANDARD an, dass in Österreich "Normalbetrieb" herrsche. (APA, Reuters, red, 22.3.2017)