Jan Trionow am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz von "3" .

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Als der Mobilfunker "3" mit richtigen Kampftarifen und vergleichsweise billigen Preisen für Handys in das vergangene Weihnachtsgeschäft ging, wurden bei anderen großen Anbietern die Hände über den Köpfen zusammengeschlagen. "Jetzt ruiniert auch noch '3' den Markt", hieß es damals. Für den Handynetzbetreiber hat es sich allerdings ausgezahlt. Im Geschäftsjahr 2016 fuhr man einen Rekordumsatz von 772 Millionen Euro ein und konnte die Zahl von 3,8 Millionen Kunden halten. "Die Kunden kommen zu den Full-Service-Anbietern zurück", sagte "3"-Chef Jan Trionow am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Es wurde verhindert, dass Kunden zu Diskontern abwanderten. Dem gegenüber stehen Aussagen von Michael Krammer, der mit seinem Mobilfunkangebot Hot für voriges Jahr rund 110.000 Anbieterwechsel branchenweit zu seinem Angebot vermeldete.

Eine Entspannung der Wettbewerbssituation sieht er hingegen nicht. Die ganze Branche habe seit 2006 rund 45 Prozent des Umsatzes eingebüßt, und es sei nicht sicher, dass die Marktbereinigung von damals fünf auf nunmehr drei Netzbetreiber ausreichend war. "Ich hoffe, dass wir dieses Ausmaß an Wettbewerb beibehalten", so Trionow.

Erste 5G-Tests noch dieses Jahr

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurde um acht Prozent auf 342 Millionen Euro gesteigert. Das Betriebsergebnis (Ebit) beträgt 245 Millionen Euro, ein Minus gegenüber 2015 von drei Prozent, das durch den Netzausbau entstand, wie Trionow erklärte. "Die Zahlen sind auch eine solide Basis für den weiteren Ausbau des Netzes in Richtung 5G." Ende dieses Jahres werden voraussichtlich die ersten Tests mit der kommenden Mobilfunk-Technologie über die Bühne gehen.

Datennutzung verdoppelt

Die Datennutzung hat sich innerhalb eines Jahres im Netz von "3" verdoppelt. So wurden im zweiten Quartal des vergangenen Jahres mehr als 140 Petabyte verbraucht. Durchschnittlich waren es 2,7 GB pro Monat bei Smartphone-Kunden, Kunden mit Routern nutzten hingegen 56,2 GB.

"Fair Use"-Limits

Mit diesen Zahlen als Basis geht Trionow davon aus, dass 99 Prozent seiner Kunden keine Probleme mit den "Fair Use"-Limits der neuen EU-Roamingregelung bekommen werden, wenn diese im Juni in Kraft tritt. Die Limits sehen vor, dass nur ein bestimmter Teil des inländischen Datenvolumens auch im Ausland genutzt werden kann. Die EU hat dafür eine eigene Formel erdacht. Demnach gilt: Nettopreis des Tarifs im Inland dividiert durch den Einkaufspreis für Mobilfunker im Ausland multipliziert mit zwei ergibt das Datenvolumen, das innerhalb der EU genutzt werden kann. Ein Beispiel: Kostet ein Tarif 15 Euro, und der Einkaufspreis beträgt zehn Euro, dann können Kunden maximal drei GB im Ausland verbrauchen.

Auf die Mobilfunker komme mit der neuen Regelung jedenfalls die Umstellung fast aller Tarife zu. "Wir stehen vor einem Berg an Arbeit", so Trionow. Die Kunden müssten allerdings keine Umstellungen am Handy vornehmen. (Markus Sulzbacher, 22.3.2017)