FHaiming – Nachdem auf einem vom Unternehmen "Handl Tyrol" erworbenen Grundstück in Haiming (Bezirk Imst) Funde aus der NS-Zeit gemacht wurden, hat der Energieversorger Tiwag seine Bereitschaft zur Unterstützung der "historischen Aufarbeitung" des dortigen ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers bekundet. Darüber hinaus kündigte der Landesenergieversorger an, einen "unabhängigen Historiker" zu beauftragen.

Dieser soll das Thema NS-Zwangsarbeit in der Tiroler Elektrizitätswirtschaft wissenschaftlich aufarbeiten, erklärte Tiwag-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser in einer Aussendung. "Als Landesunternehmen ist es uns ein wichtiges Anliegen, mit der nationalsozialistischen Vergangenheit verantwortungsvoll und sensibel umzugehen. Mit der Unterstützung einer Studie zum ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Kirchbichl haben wir hier bereits wichtige Vorarbeit geleistet", betonte Entstrasser.

Historischer Hintergrund

Das Grundstück ist Teil eines Areals, auf dem die Nationalsozialisten mit einem Wasserkraftwerk und einem Windkanal Geheimprojekte geplant hatten. Auch drei Zwangsarbeiterlager befanden sich in unmittelbarer Umgebung. Im Zuge der Realisierung des Innkraftwerks in Kirchbichl im Tiroler Unterland von 1938 bis 1941 waren dort auch ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt worden.

Funde, die unmittelbar auf das Arbeitslager hinweisen, seien nicht entdeckt worden, sagte Karsten Wink, Geschäftsführer von Ardis Archäology. Neben den zu erwartenden Fragmenten hätten im Laufe der Arbeiten vor Ort weitere, nicht auf Plänen und Luftaufnahmen sichtbare Funde dokumentiert und historisch bewertet werden können. So seien etwa auch die Talstation einer Materialseilbahn sowie Infrastruktur wie Schächte und Kanäle zutage getreten. Ein ausgegrabenes Schwimmbecken sei offenbar nicht fertiggestellt worden und datiere aus der Nachkriegszeit.

"Das wichtigste ist die historische Aufarbeitung"

In der Frage der "unterschiedlichen Rechtspositionen zur Rückübertragung der Grundstücke in Haiming" begrüßte das Landesunternehmen die Initiative von Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) zu einer "objektiven Prüfung durch Juristen im Amt der Tiroler Landesregierung". Die Tiwag werde dazu sämtliche vorliegenden Unterlagen zur Verfügung stellen. Nachfahren von Landwirten fordern von der Tiwag die Rückübereignung der damals übertragenen Grundstücke.

"Wir haben die Verantwortung auf unserem Grundstück übernommen. Das wichtigste ist die historische Aufarbeitung – sachlich und emotionslos", erklärte Handl-Geschäftsführer Karl Christian Handl, der darauf hinwies, dass das Unternehmen die gesamten Kosten für die entsprechenden Arbeiten im Ausmaß von 250.000 Euro getragen habe. "Wir sind zu nichts verpflichtet worden. Das war eine freiwillige Aktion."

Die freigelegten Fundamente der Schule mit einem Gewölbekeller will Handl für die Nachwelt erhalten. Dort wolle man ein "Mini-Dokumentationszentrum" errichten. (APA, red, 221. 3. 2017)