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Hat die Konkurrenz aus China zum Feind erkoren: US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP/ John Minchillo

Wien – Der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) hat in einigen Regionen der Vereinigten Staaten Familien zerstört, die Zahl der Geburten verringert und den Anteil der verarmten Kinder erhöht. Was auf den ersten Blick wie ein Auszug aus einem Propagandawerk klingt, ist das Ergebnis einer Studie von einigen der renommiertesten Ökonomen der USA.

Zur Erklärung: China ist 2001 der WTO beigetreten, damit sind viele Schranken im Handel zwischen den beiden Ländern gefallen. Die Exporte aus China haben schlagartig zugenommen, die Werkbank der Welt versorgte die US-Amerikaner mit billigen Schuhen, Fernsehern und Spielzeug.

US-Firmen, die diese Güter zuvor produzierten, gingen reihenweise pleite. Unter dem Strich hat das die USA 2,4 Millionen Industriejobs gekostet, wie die Autoren der neuen Studie bereits in einer älteren Arbeit berechnet haben. Der Verlust dieser Jobs trägt ihrer neueren Forschung zufolge einen gar nicht so kleinen Teil zu den sozialen Verwerfungen bei, unter denen die USA seit einiger Zeit leiden.

So hat der Soziologe Robert Putnam in seinem Buch Our Kids vor zwei Jahren die schwierige soziale Lage der Arbeiterschaft in den USA ins Rampenlicht gerückt. Spätestens seit den Wahlen im Vorjahr sind sie in aller Munde. 70 Prozent der Kinder, deren Eltern maximal eine Pflichtschule abgeschlossen haben, wachsen heute mit nur einem Elternteil auf, meist mit der Mutter.

Weniger zuverlässige Väter

Der Studie der Ökonomen David Autor, David Dorn und Gordon Hanson zufolge hat auch der sogenannte "China-Schock" seinen Beitrag dazu geleistet. Weil er vor allem Männer getroffen habe und der Beruf eine wichtige Quelle für Ordnung im Leben ist, fallen sie immer öfter als verlässliche Väter aus. Wenn sie einen neuen Job finden, ist dieser oft unsicher und schlecht bezahlt. Das sorgt für Spannungen, unter denen Beziehungen zu leiden haben.

Der Anteil der verheirateten jungen Frauen ist laut der neuen Studie durch den "China-Schock" um etwa einen Prozentpunkt gefallen, der Anteil der Teenager, die Eltern werden, ist um einen halben Prozentpunkt höher und – das ist die stärkste Auswirkung – der Anteil der Kinder, die in Armut lebt, ist um 2,2 Prozentpunkte gestiegen.

Die Autoren betonen, dass der zunehmende Handel mit China weder der einzige, noch der wichtigste Treiber der sozialen Probleme in den USA ist. Durch neue Technologien und die Globalisierung hat sich die Struktur der US-Wirtschaft stark verändert. Einfache, manuelle Jobs verschwinden, für die Arbeit, die neu entsteht, reichen die Fähigkeiten der Arbeitslosen oft nicht aus.

China hielt seine Währung noch dazu über Jahre künstlich billig, was es für amerikanische Firmen schwieriger machte, im Wettbewerb zu bestehen. Ein Umstand, auf den sich US-Präsident Donald Trump bis heute bezieht. Der von den USA dominierte Internationale Währungsfonds (IWF) hält die Währung seit einiger Zeit aber nicht mehr für unterbewertet. (sat, 23.3.2017)