Johanna Mikl-Leitner folgt am Samstag Erwin Pröll an der Spitze der mächtigsten Landespartei nach.

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St. Pölten – Die beiden mächtigen Landeschefs Erwin Pröll und Michael Häupl wurden in ihrer Laufbahn oft miteinander verglichen. Derzeit finden sich die Landeshauptmänner in höchst unterschiedlichen Positionen wieder: Während der Wiener Bürgermeister Ruhe in den eigenen Reihen herstellen muss, wird der Niederösterreicher am Freitag von Danksagungen seiner Leute überschüttet werden.

Die ÖVP Niederösterreich trifft diese Woche nämlich zum – erstmals auf zwei Tage anberaumten – Parteitag zusammen, bei dem Pröll als Obmann abtritt und Johanna Mikl-Leitner tags darauf an die Parteispitze gewählt wird.

Der Landeshauptmann wird die 493 Delegierten und rund 500 Gastdelegierten zum Auftakt des 45. ordentlichen Parteitags im Veranstaltungszentrum St. Pölten begrüßen. Nach einem Referat von VP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner wird Pröll erneut auf die Bühne treten, um zurückzublicken auf ein Vierteljahrhundert an der Spitze der Landespartei und damit des Landes selbst.

Danksagungen

Nach Prölls etwa einstündiger Rede wollen zahlreiche Teilorganisationen Danke sagen. Wie genau, soll eine Überraschung werden. Im Anschluss lädt Mikl-Leitner zum "Abend mit Freunden und Wegbegleitern".

Tags darauf ist keine Zeit für Katerstimmung: Mikl-Leitner, derzeit Finanzlandesrätin, wird Worte an die Versammelten richten und sich danach der Wahl stellen. Ein klares Ergebnis steht außer Frage, wie klar, wird sich zeigen. Pröll erhielt 2012 bei seiner sechsten und letzten Wahl 98 Prozent der Stimmen.

Drei Frauen, zwei Männer

Der Landesparteivorstand hat sich im Vorfeld darauf geeinigt, dass Mikl-Leitner gleich fünf Stellvertreter erhält: drei Frauen und zwei Männer. Es handelt sich dabei um die stellvertretende Landesobfrau des Seniorenbunds, Magdalena Eichinger, Wirtschaftskammer-Vize Kurt Hackl, die stellvertretende Landesleiterin der ÖVP-Frauen ("Wir Niederösterreicherinnen"), Andrea Kö, sowie Bauernbund-Direktorin Klaudia Tanner und Michael Wurmetzberger von der JVP.

In der Partei verkauft man dies als Zeichen dafür, wie breit man aufgestellt ist. Das Ganze hat freilich den Nebeneffekt, dass mit der Vergabe dieser Funktionen mehrere Teilorganisationen an Bord geholt werden sollen. Bisher gab es zwei Stellvertreter.

Wenn dann am 19. April im Landtag die Rochade vom Landeshauptmann zur Landeshauptfrau vollzogen wird und der Bauernbündler an die ÖAABlerin übergibt, wird auch der Posten des Finanzlandesrats an einen Bauernbündler gehen: den 38-jährigen Waldviertler Ludwig Schleritzko, derzeit noch Direktor des Nationalparks Thayatal. Umweltlandesrat Stephan Pernkopf ist ebenfalls Bauernbündler und erhält zu seinem aktuellen Bereich noch die Landeskliniken dazu.

Vorbereitungen bei anderen Parteien

Auch in anderen niederösterreichischen Parteien laufen personelle Vorbereitungen auf die Landtagswahl 2018, die im Frühling stattfinden soll. Die FPÖ gibt heute am Donnerstag ihren Spitzenkandidaten bekannt. Als am wahrscheinlichsten gilt Landesparteiobmann Walter Rosenkranz.

Während bei den Grünen längst Helga Krismer als Frontfrau für die Wahl 2018 feststeht, soll die Suche bei der SPÖ noch laufen. Der Kandidat oder die Kandidatin soll erst im Mai präsentiert werden. Zuletzt wurde über einen Quereinsteiger aus der Wirtschaft gemunkelt, gerüchteweise gab es aber auch einige Absagen. Der Landesparteichef selbst, Matthias Stadler, der auch St. Pöltner Bürgermeister ist, will nicht. (Gudrun Springer, 22.3.2017)