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Wien – ORF-General Alexander Wrabetz stellte sich am Donnerstag der ORF-Redakteursversammlung, um seine geplante neue TV-Struktur mit Channel-Managern für ORF 1 und ORF 2 zu erklären. Er legte ihnen nach STANDARD-Infos zwei Szenarien vor: Die TV-Information könnte a) der Generaldirektion zugeordnet werden (und kleine Infoteams den Channels) – oder b) komplett unter den beiden Channels ORF 1 und ORF 2 aufgeteilt werden.

Proporz-Aufteilung der TV-Kanäle

Die TV-Redakteure vermuten, die neue Struktur werde um bestimmte, politisch ausgedealte Personen herum konstruiert. "Allein der Eindruck, die Regierungsparteien würden sich 50 Jahre nach der Umsetzung des ORF-Volksbegehrens den öffentlich-rechtlichen Rundfunk untereinander aufteilen, ist ein immenser Schaden für das Unternehmen", heißt es in der Resolution: "Eine proporz-mäßige Aufteilung der Fernsehkanäle, wie in den 60er-Jahren, wünscht sich das ORF-Publikum ganz sicher nicht."

Die komplette Resolution der ORF-Redakteure, Donnerstag ohne Gegenstimme beschlossen, finden Sie unter diesem Link.

Skepsis gegenüber Brunhofer

Auf größte Skepsis der Redakteure stößt die geplante Besetzung von ORF 2: Roland Brunhofer, zuletzt ORF-Landesdirektor in Salzburg mit sehr guten Kontakten in die Sozialdemokratie, soll den ORF-Kanal mit den wichtigsten Info- und Magazinsendungen führen. Als Channel-Managerin von ORF 1 ist Lisa Totzauer, der ÖVP zugerechnet, vorgesehen.

Show, Serien, Kultur vorerst bei Zechner

Laut Wrabetz' Präsentation vor den ORF Redakteuren sollen die übrigen TV-Hauptabteilungen – außer die Information – samt Budget und Personal vorerst Programmdirektorin Kathrin Zechner zugeordnet bleiben und in der Zielstruktur in multimedialen Content-Clustern aufgehen, die einem künftigen Content-Direktor zugeordnet sind.

Die Channels bestellen Programme bei den Hauptabteilungen. Sie sollen einen Channel-Manager bekommen, einen nicht weisungsgebundenen Channel-Chefredakteur und – nun doch – einen Programmleiter für Programmplanung und Programmentwicklung. Sie sind dem Channel-Manager untergeordnet.

Die ORF-Redakteure sollen sich nun zu den Plänen äußern. Das Organigramm sei in Ausarbeitung. Die Jobs der Channel-Manager sollen nun "im zweiten Quartal" ausgeschrieben werden, erklärte Wrabetz laut Sitzungsteilnehmern. Zuletzt hatte er die Ausschreibungen für April angekündigt.

Keine Kultur, keine Wissenschaft in ORF 1

ORF-Chef Wrabetz erklärte in der Redakteursversammlung zudem, dass alle Hauptabteilungen, künftig "Contentcluster" beide ORF-Hauptprogramme bespielen müssten – bisher wären Kultur, Religion, Wissenschaft und Magazine praktisch nicht für ORF 1 tätig. (fid, 23.3.2017)