Linz – Die letzten Tage von Josef Pühringer "als erste Geige im Orchester" der ÖVP Oberösterreich sind gezählt. Doch von der Politikbühne wird er nach der Übergabe seiner Funktionen als Parteiobmann und Landeshauptmann am 1. bzw. 6. April nicht abtreten. Denn er übernimmt die Führung des oberösterreichischen Seniorenbundes.

In einer Pressekonferenz am Donnerstag in der Landesparteizentrale resümierte er über 22 Jahre an der Spitze. Seine persönlichen Anmerkungen über Parteiführung wollte er aber nicht als "Ratschlag an Künftige", sprich an seinen designierten Nachfolger Thomas Stelzer, verstanden wissen. "Wer Spuren hinterlassen will, muss neue Wege gehen", das sei dem Wesen eines Wechsels immanent. Seine oberste Prämisse sei es immer gewesen, die ÖVP OÖ als "selbstständige Partei" zu führen und "loyal zur Bundespartei" zu sein. "Die an der Spitze stehen, verdienen eine kritische Loyalität."

Gleichzeitig bekannte er sich zur schwarzen Bünde-Politik, die Teilorganisationen sehe er "nicht als Achillesferse" sondern deren gutes Miteinander als große Chance für die aus seiner Sicht "soziale Integrationspartei" ÖVP. Doch die Volkspartei müsse geschlossen und offen zugleich auftreten. Denn "stark bist du dann, wenn nicht gestritten wird, stark wirst du, wenn du offen bist."

Kein Besserwisser

Nur "im eigenen Saft zu braten" sei zu wenig. In seiner künftigen Rolle als Seniorenbundobmann werde er jedenfalls die ÖVP OÖ " bestmöglich" unterstützen, wechsle aber nicht zu "den Besserwissern", versprach er. Die Führung der mitgliederstärksten Teilorganisation in Oberösterreich wird er am 13. Juni von Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck übernehmen.

Den Abschied Pühringers hat die Landespartei zum Anlass genommen, im Februar eine Umfrage über die Entwicklung Oberösterreichs in Auftrag zu geben. Für 59 Prozent der Befragten habe der Stellenwert des Bundeslandes gewonnen. Der gleiche Anteil meint, dass die Volkspartei diesen Kurs vorgebe, präsentierte Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer die Ergebnisse.

Er dankte damit seinem Chef für 22 Jahre Arbeit an der Spitze und für 44 Jahre als aktives Parteimitglied. Pühringer ist seit 1945 der fünfte Landeshauptmann, bestritt vier Wahlkämpfe und wurde auf fünf Landesparteitagen zum Obmann (wieder)gewählt, im Mai 2009 sogar mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen. "Ja, es war eine bewegte Zeit", meinte der Scheidende. (APA, 23.3.2017)