Eine junge Galaxie in ihrem Bett aus Wasserstoffgas. Festgestellt wurden die enormen Halos mithilfe von Quasaren (hier links oberhalb der Galaxie), deren Licht das Gas für die Astronomen erkennbar machte.

Illustr.: A. Angelich (NRAO/AUI/NSF)

Santa Cruz / Wien – Die ersten Galaxien des Universums erstrahlten vermutlich bereits wenige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall. Der diesbezügliche Rekordhalter dürfte IOK-1 sein, ein Objekt, das nur rund 380 Millionen Jahre jünger ist als der Kosmos selbst. Weil das wenige Licht dieser fernen Galaxien enorme Distanzen zurücklegen muss, ehe es von Teleskopen eingefangen wird, lässt sich nur wenig Stichhaltiges über ihre Beschaffenheit aussagen. Umso wertvoller sind daher Beobachtungen, die nun einem internationalen Astronomenteam gelungen sind.

Marcel Neeleman von der University of California (Santa Cruz) und seine Kollegen haben auf Aufnahmen des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (Alma) der ESO in Chile zwei Galaxien erspäht, die bereits existierten, als das Universum nur acht Prozent seines aktuellen Alters von 13,8 Milliarden Jahren besaß. Dabei erwiesen sich noch weiter entfernte Quasare als ausgesprochen hilfreich: Deren Licht, das die beiden Galaxien gleichsam von hinten beleuchtet, enthüllte nämlich einen unerwarteten Aufbau der Sterneninseln.

Ungewöhnliche Gasblasen

Im Unterschied zu heutigen Galaxien erstreckte sich laut der nun im Fachjournal "Science" erschienen Studie ein großer Abstand zwischen den Regionen mit hoher Sternentstehungsrate und den Vorräten an Wasserstoffgas. Weitere Analysen bestätigten schließlich, dass diese Galaxien im jungen Universum von gigantischen Blasen aus Wasserstoff umgeben sind.

Die Astronomen vermuten, dass diese Gas-Halos im Laufe der weiteren Entwicklung von den Galaxien angezogen werden, wo sie das Material für neue Sternengeburten bereitstellen und die dort festgestellten Sternentstehungsraten – in dem einen Fall waren es 25, im anderen 100 Sonnenmassen pro Jahr – noch übertreffen könnten.

Darüber hinaus konnten die Wissenschafter bei den Galaxien bereits Anzeichen für eine Rotation feststellen, ein Charakteristikum heutiger großer Spiralgalaxien. Neeleman und sein Team schließen daraus, dass es sich gleichsam um Milchstraßen im Stadium der Kindheit handeln muss. (tberg, 24.3.2017)