Bild: Blackwake
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Bild: BBlackwake
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Wenn sich im Klassiker "Pirates!" bis an die Zähne bewaffnete Segelschiffe im Kampf begegneten, war das eine eigentlich gemütliche Angelegenheit: Ein bisschen Navigieren, ein bisschen Ausweichen und eine Breitseite zur rechten Zeit genügten meist zum Sieg, den man aus gebührender Entfernung erleben durfte. Wenn in "Blackwake" (Windows, Mac, Early Access 19,99 Euro) Schiffe von Freibeutern und diversen Marinen aufeinandertreffen, wird ganz nah bis in die First-Person-Perspektive heran gezoomt – und hier geht es weitaus handfester, chaotischer – und lustiger zur Sache. Die Kanonen müssen mit Schießpulver und Kanonenkugeln geladen, gestopft und im richtigen Moment abgefeuert werden, Schiffsplanken und Relings explodieren unter feindlichem Beschuss, Reparaturen müssen ausgeführt, Wasser abgepumpt und enternde Feinde im Nahkampf abgewehrt werden. Ein oft hektischer Kampf um den Sieg, bei dem Teamwork entscheidend ist.

"Blackwake" ist vor wenigen Wochen nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne im Early Access erschienen und hat sich bereits an die 200.000 Mal verkauft. Der First-Person-Teamshooter eines australisch-amerikanischen Indiestudios konzentriert sich ganz auf PvP-Kämpfe zwischen Teams von bis zu 16 Spielerinnen und Spielern pro Schiff; an den größten Schlachten können insgesamt 54 Spieler und sechs Kriegsschiffe unterschiedlicher Bauart teilnehmen. Ein per Voting festgelegter Kapitän ist für Navigation und Koordination zuständig, und letztere ist dringend notwendig, um über Wasser zu bleiben und die Logistik von Kanonenfeuer und laufender Reparatur des Schiffes zu meistern.

Gelungenes Chaos

Dass im Trailer von "historically accurate deaths" die Rede ist, ist ein augenzwinkernder Verweis auf die gelungene Mischung aus Slapstick und bisweilen durchaus ungewöhnlich realistischen Details: Sowohl Kanonen als auch Handfeuerwaffen müssen quälend langsam geladen werden, verursachen bei Treffern dafür aber ordentlich Schaden. Wer durch Explosionen oder Unachtsamkeit über Bord geschleudert wird, überlebt nicht lange, havarierte Schiffe sind ohne sofortige Reparaturen dem buchstäblichen Untergang geweiht und wer feindlichen Schiffen zu nahe kommt, wird geentert und verliert im Nahkampf schnell den Überblick, wer Freund und wer Feind ist. Dass sich die Seeschlachten dabei aber stets spaßig und oft hysterisch komisch spielen, macht "Blackwake" zu einem gelungenen Experiment in Sachen spielerisches Chaos, bei dem auch das Verlieren Spaß machen kann.

Obwohl schon jetzt absolut solide spielbar, hat "Blackwake" als Early-Access-Titel natürlich noch so manche Baustellen. Während Ozean, Wettereffekte und Schiffe grafisch hübsch gestaltet sind, lässt die Animation noch einiges zu wünschen übrig, manche Spieler berichten von technischen Problemen und während die Umgebungs- und Waffensounds atmosphärisch gelungen sind, zerren die "lustigen" Soundbites von Crew und Gegnern dank penetranter Lautstärke und ebensolchen Sprechern schon nach kurzer Zeit gehörig an den Nerven.

Ein weiterer Kritikpunkt ist einer, der auf alle teambasierten Spiele zutrifft: Wer das Pech hat, auf einem Schiff voller egomanischer Einzelkämpfer zu landen, die die Kooperation verweigern, wird auch dank Friendly Fire eher weniger Spaß an "Blackwake" haben. Im Bestfall sticht man also zumindest mit einer Handvoll vertrauenswürdiger Mitspielerinnen und Mitspieler in See; mit dem richtigen Team verblassen auch die oben genannten Kritikpunkte schnell zu verschmerzbaren Schönheitsfehlern. Sowohl Spielfiguren als auch Schiffe lassen sich übrigens optisch nach eigenen Wünschen gestalten und benennen.

Trailer zu "Blackwake"
Blackwake Game

Ersteindruck

Wem das Konzept von "Blackwake" bekannt vorkommt, hat Recht: Mit dem großartigen "Guns of Icarus" erschien bereits vor fünf Jahren ein teambasiertes Spiel, in dem man mit Steampunk-Flugschiffen auf ähnliche Art und Weise in den Multiplayerkampf ziehen konnte. Auch an die Schiffskämpfe des spielerisch sonst nicht vergleichbaren AAA-Flaggschiffs "Assassin’s Creed IV: Black Flag" darf man sich durchaus erinnert fühlen. Und nicht zuletzt verfolgt das ebenfalls noch für 2017 erwartete "Sea of Thieves" ein ganz ähnliches Konzept.

"Blackwake" erfindet somit das Rad nicht neu, überzeugt aber durch sein Setting, Humor und vor allem viel Potenzial: Die Entwickler haben versichert, das bereits jetzt in Sachen Gameplay fertige Spiel kosmetisch und inhaltlich weiter auszubauen und vor allem auch nach dem finalen Release Ende des Jahres weiter zu betreuen und kostenlos zu erweitern. Für Freunde kompetitiver Teamshooter, die Abwechslung zum gewohnten PvP-Allerlei suchen, und all jene, die sich immer schon wie Captain Jack Sparrow im "Fluch der Karibik" fühlen wollten, ist "Blackwake" schon im Early Access absolut einen Besuch wert. (Rainer Sigl, 24.3.2017)

"Blackwake" ist als Early-Access-Version für Windows und Mac erschienen. UVP: 19,99 Euro.