Wie das für Start-ups typisch lockere Ambiente entstehen, wie ein Umfeld geschaffen werden kann, in dem jungen Firmen kreativ und erfolgreich arbeiten, weiß Sabine Oster. Die Berliner Innenarchitektin hat unter anderem die Büros von HelloFresh, Wimdu, Ladenzeile, Zattoo und E Darling gestaltet. Außerdem fungiert sie als Jurorin in Wettbewerben für Co-Working-Spaces.

Zu der Frage, was denn nun ein "hippes" Büro überhaupt ausmacht, sagt Oster: "Da spielt viel mit rein." Zum einen gehe es um ein freundliches – ja gar "familiäres" – Ambiente. Die Innenarchitektin empfiehlt: "Weg von der 08/15-Büroausstattung hin zur einer Caféatmosphäre." Die schaffe man durch Gemeinschaftsbereiche, zum Beispiel eine große Küche, die aber zugleich als informeller Meetingbereich genutzt werden kann.

Tischtennistisch und Boxsack im Co-Working-Space "Rochusmarkt" in Wien. Was braucht es noch, damit die typische Arbeitsatmosphäre entsteht?
Foto: Rochuspark/peter mayr

Was ebenfalls zu einer lockeren Arbeitsatmosphäre beiträgt, seien Spielräume – Orte, an denen Mitarbeiter etwa Billard, Tischfußball oder Games spielen können. Durch diese Unterhaltungstools steige nicht nur die Motivation der Mitarbeiter, sie würden ihnen auch dabei helfen, "zwischendurch wieder einen klaren Kopf zu bekommen". Ein neuer Trend in der Büroausstattung ist offenbar "Lufthockey": ein Geschicklichkeitsspiel, das auf einem Spezialtisch in Billardtischgröße gespielt wird.

Auch eine große Küche sei für eine ungezwungene Stimmung unverzichtbar. "Es braucht einen Bereich von 300 bis 500 Quadratmetern, vielleicht sogar mit Tribüne", sagt Oster. Bei Firmenevents könne diese als Veranstaltungsfläche genutzt werden – ansonsten als Sitzecke, zeitweise auch als Arbeitsgelegenheit. "Es ist im Endeffekt eine Art Netzwerkraum mit charmantem Charakter."

Sabine Oster studierte Innenarchitektur an der Hochschule Rhein Main in Wiesbaden. Heute arbeitet sie selbstständig, ihre Kunden sind hauptsächlich Start-ups.
Foto: Sonja Bahalwan

So werde das Büro "zu einem zweiten Zuhause" – gerade für Start-ups wichtig, da dort besonders zu Beginn viel gearbeitet werde, sagt Oster. "In der Aufbauphase dauern Arbeitstage meist über acht Stunden pro Tag. Da muss das Umfeld stimmen, damit Mitarbeiter nicht wehmütig dasitzen."

Gestärkt werden soll der Gemeinschaftsgedanke auch durch die Open-Space-Architektur: "Die Mitarbeiter sitzen alle auf einer großen Fläche, damit sie sich beim Arbeiten nicht aus dem Blick verlieren und keiner separiert wird."

Zu garantieren, dass jeder in Ruhe arbeiten kann, beschreibt Oster als "eine der größten Herausforderungen". Schließlich sollte auf keinen Fall "der Schreibtisch eingebunkert werden, wie man das aus den amerikanischen Filmen kennt", sagt die Innenarchitektin.

Büro mit Café: Co-Working-Loft in der Endresstraße.
Foto: Coworkingloft

Sie selbst arbeite mit einem Akustiker zusammen, um die Schreibtische optimal abzutrennen. "Teams, die viel telefonieren, müssen anders abgetrennt werden." Gelingen könnte das über Akustikpaneele an der Decke oder der Wand. Auch auf den Tischen könnten solche Elemente montiert werden.

Während in eigenen Büros einzelne Teams separiert werden, müssten in Co-Working-Spaces ganze Firmen visuell und akustisch voneinander abgeschirmt werden. Ab einer Größe von etwa acht bis zehn Mitarbeitern sollten Start-ups daher aus dem Co-Working-Space in ein eigenes Büro umziehen, sagt Oster.

Auch der ImpactHub Vienna, Arbeitsplatz für zahlreiche Sozial-Entrepreneure, setzt auf eine Wohnzimmeratmosphäre.
Foto: ImpactHub/Anna Barros

Bei der Gestaltung des eigenen Büros gelte es auch darauf zu achten, dass die Marke präsent ist. "Es ist wichtig, dass Start-ups ihre Corperate Identity nach außen zeigen. Das kann man über Innenarchitektur wunderbar lösen – beispielsweise indem man gleich am Empfang das Logo zeigt oder bei den Möbeln, Wandfarben und Stoffen die Logofarben verwendet", sagt Oster. "So wissen Investoren, Bewerber oder auch Dienstleister wie Postboten sofort, wo sie sind." (Lisa Breit, 30.3.2017)