Potsdam – Würde der weltweite Kohlendioxidausstoß alle zehn Jahre halbiert, bestünde nach Einschätzung von renommierten Klimaforschern eine gute Chance, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Diese Strategie könnte "disruptive Innovationen" in Gang setzen, die fossile Brennstoffe lange vor 2050 überflüssig machten, erklärte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Institutsdirektor Hans Joachim Schellnhuber war an der Untersuchung beteiligt, die ein internationales Expertenteam nun in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichte. Die Gruppe bezeichnete die von ihr entwickelten Faustformel als "Carbon Law". Würde die Welt die Regel befolgen, besteht demnach eine 75-prozentige Chance, die Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dies entspricht dem auf dem Pariser Klimagipfel von 2015 formulierten Ziel.

"Dekarbonisierung"

Nach Auffassung der Experten sollte dabei parallel zur Halbierung der CO2-Emissionen alle zehn Jahre auch der Ausbau der erneuerbaren Energien exponentiell vorangetrieben werden. Dies könne dadurch erfolgen, dass ihr Anteil an der Energieerzeugung alle fünf bis sieben Jahre verdoppelt werde. Auch das Problem der klimaschädlichen Emissionen aus der Landwirtschaft und der Rodung von Wäldern müsse dabei entschlossen angegangen werden.

"Unsere Zivilisation muss bald einen sozioökonomischen Kipppunkt erreichen, und dieser Fahrplan zeigt auf, wie das geschehen kann", erklärte Schellnhuber. Es gehe darum, Wege aufzuzeigen, mit denen die Weltwirtschaft bis 2050 vollständig "dekarbonisiert" werden könne. (APA, 24. 3. 2017)