Im Angebot der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman: eine unbetitelte Skulptur Erwin Wurms aus dem Jahr 2011 (Bronze, patiniert).

Foto: Galerie Thoman

Zwischen Lesbarkeit und Unlesbarkeit changierende Neonschriftzüge von Brigitte Kowanz (im Bild "Extension" von 2008) bei Ursula Krinzinger.

Foto: Galerie Krinzinger

Richard Ruberl und Christa Armann zeigen im Rahmen der Art Austria u.a. Werke von Gisela Stiegler (Skulpturen), Michael Horsky (Gemälde).

Foto: Galerie Ruberl

Gut besuchter Vernissageabend. Kurator Tobias Natter (bis 2014 Direktor Leopold Museum) im Gespräch mit den Kunsthändlerinnen Katharina und Christa Zetter.

Foto: Art Austria

Querfeldein durch die jüngere österreichische Kunstgeschichte: Das war jenes Konzept, mit dem die "Art Austria" 2008 ihr Debüt gab. Je nach Sichtweise sollte das von Galerist Manfred Lang ersonnene und von Organisator Wolfgang Pelz (Art Port) seither veranstaltete Format ein Kontrast oder eine Ergänzung zu bestehenden Messeformaten in Österreich sein.

Über die inhaltliche Ausrichtung ward damit auch ein in dieser Form hierzulande erstmaliger Schulterschluss zwischen der Galerienszene und dem traditionellen Kunsthandel Programm. Eine gemeinsame Spielwiese des Primär- und des Sekundärmarktes, die hierzulande in dieser Form zuvor nicht existierte und die beiden Gruppen nachweislich Neukunden bescheren sollte.

Zehnte Auflage

Die anfänglichen Vorgaben zum Entstehungszeitraum (2008: 1920 bis 1980; 2009: 1900 bis 2000) und zur Reduktion auf drei Künstler je Aussteller, waren schnell Geschichte. Ein Umstand, der dazu führte, dass Arbeiten der Klassischen Moderne und Zwischenkriegskunst gegenüber nachfolgenden Künstlergenerationen deutlich an Terrain verloren. Eine Konstellation, die über die Jahre erhalten blieb, wie das Angebot der am Donnerstag eröffneten zehnten Auflage belegt.

Gesichert ist, dass der Rahmen im ehemaligen Gartenpalais der Fürsten Liechtenstein ein prunkvollerer ist, wenngleich die Übersiedlung hierher nicht ganz freiwillig erfolgte. Die Jahre im Leopold Museum hatten über die regulären Museumsbesucher mehr Publikum generiert. Das mochte für die Vermarktung und die Sponsoren des Events statistisch gesehen ein Vorteil gewesen sein, hatte den Teilnehmern allerdings kaum Zuwachs bei Verkäufen beschert.

"Glanz und Elend"

Kostendeckung bleibt für den Handel bei Kunstmessen nun mal das relevante Thema. Und daran orientiert sich weitestgehend auch das Angebot. Die Frage nach der Messewürdigkeit stellt sich vielleicht in Basel, in Wien halt nicht. Als "Glanz und Elend einer Regionalmesse" beschrieb es ein Messekritiker im "Artmagazine.cc" recht treffend.

Die Ansprüche an das, was sich Käufer daheim als Kunst an die Wände hängen und ins Wohnzimmer stellen, variieren eben genauso wie der Ideenreichtum der Kreateure. Manches, das sich hier eingemietet hat, gilt es schlichtweg zu ignorieren. Das sei keine schlechte Kunst, das sei gar keine Kunst, kommentierte ein Experte.

Der Auftakt verlief für viele der 43 Aussteller zufriedenstellend bis sehr gut. Verkauft wurde Querbeet mit leichtem Überhang für Ware aus jüngerer Produktion. Letztere Kategorie ist teils auch bedeutend erschwinglicher angesetzt, als die da und dort lauernden Trouvaillen des Establishments.

Obligat: Lassnig, Kowanz & Wurm

Einerseits etwa Irene Andessners Serie "Ateliermuseum" (2009 ff.) bei Fotospezialist Johannes Faber mit 1850 Euro je Abzug, darunter der Galerist selbst als Klimt-Double mit Katze oder sein Bruder "Dompfarrer" Toni als Egon Schiele.

Andererseits eines der selten verfügbaren Frühwerke Markus Prachenskys von 1960, "Rouge sur blanc – St. Stephan" (145.000 Euro) bei Kovacek & Zetter. Am Stand der Galerie Meier wartet indes eine dem Spätwerk des Vaters gewidmete "Pflückwand" mit Blüten-Aquarellen (1954/55). Als obligat erkor die Branche heuer Arbeiten der Biennale-Künstler Brigitte Kowanz (Galerie Krinzinger) und Erwin Wurm (Galerie Thoman).

Die Grande Dame Maria Lassnig nicht zu vergessen, deren Arbeiten derzeit aus den hintersten Lagerwinkeln hervor geholt werden: Die in den 1960er Jahren flüchtig aquarellierte Strandidylle erinnert eher an eine Ansichtskarte, kostet jedoch stattliche 19.000 Euro (Galerie Magnet). Dagegen dürfte es sich bei der Zeichnung "Geburt des Ego" aus dem Jahr 1948 um ein frühes Schlüsselwerk handeln, das ob seiner Musealität mit 25.000 Euro als Schnäppchen einzustufen ist (Lilly’s Art).

Für Kunstinteressierte lohnt ein Messerundgang jedenfalls, auch ohne explizite Kaufambitionen. Zumal die österreichische Kunstszene eine Vielfalt birgt, die Museumsausstellungen derzeit kaum dokumentieren.(Olga Kronsteiner, 25.3.2017)