Washington/Cambridge – Das Goddard Space Flight Center der NASA hat eine Animation erstellt, die den letzten Abschnitt im Leben eines Sterns rekonstruiert, der einst unserer Sonne ähnelte. Und es war kein leiser Abgang: Der Stern kam dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum seiner Galaxie zu nahe und wurde von den auf ihn einwirkenden Gravitationskräften zerrissen.

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Das spielte sich – entsprechend der Entfernung des Objekts – vor etwa 290 Millionen Jahren ab, als auf der Erde gerade das Zeitalter des Perm begonnen hatte, in dem sich alle großen Landmassen zum Superkontinent Pangaea vereinigt hatten. Was sich damals fernab der Milchstraße ereignete, glauben Astronomen nun anhand von Strahlungsschwankungen rekonstruieren zu können.

Indizien

MIT-Forscher Dheeraj Pasham, Leiter der jüngsten Studie zu diesem Ereignis, erklärt, dass ab 2014 sowohl im sichtbaren als auch im UV-Bereich des Lichts und später auch im Röntgenspektrum Schwankungen gemessen werden konnten. Laut Pasham dürften diese auf Emissionen in einigem Abstand zum Schwarzen Loch zurückgehen, als Materieströme, die es umkreisten, miteinander kollidierten.

Die Studie beruht ursprünglich auf Aufnahmen des All Sky Automated Survey for SuperNovae (ASASSN). Diese wurden in den Tagen danach für insgesamt neun Monate durch Beobachtungen des Swift-Satelliten und des Las Cumbres Observatory mit seinem Netzwerk von Roboterteleskopen ergänzt.

Die Blume der Zerstörung: Der Tod eines Sterns hat ein Spektakel ausgelöst.
Illustration: NASA's Goddard Space Flight Center

Dass "ASASSN-14li" getaufte Strahlungsereignis führen die Astronomen auf obiges Szenario zurück, in dem der Stern bei seiner Zerstörung eine Eruption auf verschiedenen Wellenlängen auslöste. Die Fragmente des Sterns bildeten eine Akkretionscheibe um das Schwarze Loch, wurden komprimiert und erhitzt und verschwanden zum Teil hinter dem Ereignishorizont.

Ein Teil der Materie schoss aber gewissermaßen übers Ziel hinaus, wurde abgelenkt und schwenkte in stark elliptische Orbits ein. Trugen sie diese wieder zurück, kollidierten die Trümmer mit anderen Materieströmen, die sich auf das Schwarze Loch zubewegten. Solche Kollisionen sollen Schockwellen ausgelöst haben, die zu den gesichteten Strahlungsschwankungen geführt haben, vermuten die Astronomen.

Das Monster

Das für die Zerstörung des Sterns verantwortliche Schwarze Loch soll laut der in "The Astrophysical Journal Letters" erschienenen Studie in etwa dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße entsprochen haben – derartige Massemonster werden in den Herzen der meisten, wenn nicht gar aller großen Galaxien vermutet.

Bei einem Masseäquivalent von drei Millionen Sonnen hätte der Ereignishorizont eines solchen Schwarzen Lochs laut den Astronomen einen 13 Mal größeren Durchmesser als unsere Sonne. Die Akkretionsscheibe würde sich über mehr als das Doppelte des Abstands zwischen Erde und Sonne erstrecken. (red, 27. 3. 2017)