In einem Pilotversuch können 500 Testpersonen in der Steiermark und Kärnten fünf Monate lang sämtliche Öffis benutzen. Die über eine App erfassten Fahrten sollen wichtige verkehrspolitische Daten über das Mobiltätsverhalten liefern.

Foto: Martin Dirninger

Graz – Da hatte die Medienabteilung von Bundesminister Jörg Leichtfried (SPÖ) etwas tief in die PR-Kiste gegriffen: "Pilotversuch: Freie Fahrt mit allen Öffis in der Steiermark und in Kärnten", lockte der Verkehrsminister im Verbund mit den zuständigen Referenten der Steiermark und Kärntens sowie den ÖBB am Freitag zu einer Pressekonferenz auf den Grazer Hauptbahnhof.

Gratis mit allen Öffis zu fahren klang tatsächlich verlockend, war aber letztlich doch nur als Teaser für einen – durchaus interessanten – Pilotversuch gedacht. Fünf Monate lang, präzisierte Leichtfried, können 500 Testpersonen, die über eine "Österreich-Card" der ÖBB verfügen, ab Juni zusätzlich sämtliche öffentliche Verkehrsmittel in der Steiermark und in Kärnten benutzen. Die einzige Bedingung: Sie müssen eine App auf ihr Smartphone laden, die ihre Wege und Fahrzeiten exakt dokumentiert. Die App ist gleichzeitig auch die neue Netzkarte.

Diese vom AIT (Austrian Institute of Technology) entwickelte App zeichnet detailliert und automatisch auf, wann, wo, wie oft und mit welchem Verkehrsmitteln die Testpersonen unterwegs sind. Sie registriert auch den CO2-Verbrauch. Ob die Testperson im Bus, in der Bahn oder mit der Straßenbahn unterwegs ist, erkennt die App anhand der gewählten Strecke und den während der Fahrt auftretenden Erschütterungen und Motorengeräuschen.

Daten anonymisiert

Die Daten werden anonymisiert, sie können den einzelnen Testpersonen nicht zugeordnet werden. "Mit diesem sehr g'scheiten Ding können wir sehr genau Bewegungsprofile zeichnen, die uns verkehrspolitisch nutzen können", sagte Kärntens Verkehrslandesrat Rolf Holub (Grüne).

Für Verkehrsminister Leichtfried stellt der Pilotversuch eine Vorstufe für ein weit größeres verkehrspolitisches Projekt dar. Leichtfried hat eine bundesweit gültige Netzkarte im Auge. "Das muss unser Ziel sein, dass wir mit einer einzigen Netzkarte alle öffentlichen Verkehrsmittel, von der Bahn, der Straßenbahn bis zu Bussen verwenden können. Damit könnten wir auch die Schnittstellen zwischen den öffentlichen Verkehrsmitteln optimieren. Zum Beispiel können die Abfahrtszeiten besser aufeinander abgestimmt, die Potenziale für den Zubringerverkehr verbessert oder neue Routen und Haltestellen gefunden werden", glaubt Leichtfried. "Mit unserer neuen App erforschen wir erstmals ganz genau, wo es hakt", sagte der Minister.

"Das Land Steiermark erwartet sich aus dem Projekt Erkenntnisse, inwieweit diese Technologie künftig für die Erhebung des Mobilitätsverhaltens oder auch für die Einnahmenaufteilung des öffentlichen Verkehrs, in ferner Zukunft vielleicht sogar für Ticketing, genutzt werden kann", sagte Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ). Die Auswertung wird laut ÖBB-Vorstandsmitglied Valerie Hackl 2018 abgeschlossen sein. (Walter Müller, 25.3.2017)