Welt mit Aussicht: Von SDSS J0104+1535 aus könnte man die gesamte Milchstraße überblicken.

Illustration: John Pinfield

La Laguna, Teneriffa – SDSS J0104+1535 scheint der Kategoriebezeichnung, unter die er fällt, zu spotten: Brauner Zwerg. Unter seinesgleichen ist er nämlich ein Hüne – mit dem 90-Fachen der Masse des Jupiter ist er der größte Braune Zwerg, den man bisher kennt. Forscher um Zeng Hua Zhang vom Institut für Astrophysik der Kanarischen Inseln stellten den Riesenzwerg in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" vor.

Sterne, Planeten und Braune Zwerge

Braune Zwerge sind als "gescheiterte Sterne" bekannt geworden. Sie nehmen eine Art Mittelposition zwischen Planet und Stern ein. Kennzeichnend ist für sie, dass sie genügend Masse haben, damit in ihrem Inneren Deuteriumfusion stattfindet. Für die "herkömmliche" Wasserstofffusion wie in unserer Sonne reicht es jedoch nicht. Statt zu strahlen wie ein Stern, ist ihnen höchstens ein mildes Glosen in Rot- und Brauntönen möglich. Abgesehen von diesem Kriterium können Braune Zwerge höchst unterschiedliche Merkmale aufweisen.

Im Allgemeinen wird ihnen ein Bereich vom 13- bis 75- oder 80-Fachen der Jupitermasse zugeschrieben; SDSS J0104+1535 schiebt die Grenze offenbar noch einmal ein Stück nach oben. Die Astronomen haben ihn 750 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild der Fische aufgespürt. Er gehört bereits zum Halo, also dem kugelförmigen äußersten Sektor unserer Galaxie.

Kosmischer Purist

Abgesehen von seiner Größe finden die Astronomen vor allem seine Zusammensetzung bemerkenswert. Der Auswertung ihrer Daten zufolge besteht SDSS J0104+1535 zu über 99,99 Prozent aus Wasserstoff und Helium – er ist laut den Astronomen 250 Mal "reiner" als unsere Sonne.

Er habe sich also fast ausschließlich aus primordialem Gas entwickelt, das noch nicht durch von Sternen produzierte und ins All geblasene schwerere Elemente "verunreinigt" wurde. Zhangs Team schreibt ihm ein Alter von etwa zehn Milliarden Jahren zu, das ist mehr als doppelt so alt wie die Sonne. (jdo, 26. 3. 2017)