Karl Hodina galt als Doyen des Wienerlieds

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Hodina bei einem Auftritt mit Roland Neuwirth 2001.

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Wien – Der Wienerlied-Sänger und Maler Karl Hodina ist am Freitagabend gestorben. Das berichtete der "Kurier". Den Informationen der Zeitung zufolge ist der 81 Jahre alter Künstler nach dem Besuch eines Fußballspiels zusammengebrochen und konnte nicht mehr reanimiert werden.

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Hodina galt als Doyen des Wienerlieds. Berühmt wurde er 1971 mit dem "Herrgott aus Staa". Dabei war der gebürtige Ottakringer nicht allein Musiker: Er sorgte auch als Maler und Baugestalter für Aufsehen. Als Hodina 2015 mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet wurde, würdigte der damalige Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) ihn als "künstlerisches Allroundgenie".

Hodina war als Maler, Jazzmusiker und Gestalter der Autobahnraststätte Arnwiesen bekannt. Eigentlich absolvierte der am 7. Juni 1935 in Wien-Ottakring geborene Schneidersohn eine Ausbildung als Chemigraf und Lithograf. Parallel dazu studierte der Autodidakt jene Werke alter Meister, von denen er in seinem Brotberuf Reproduktionen herzustellen hatte. 1962 entstanden so erste Ölbilder im Stile seiner großen Vorbilder. 1967 folgte in der Wiener Galerie 6 in der Bäckerstraße Hodinas erste Einzelausstellung.

Schwer Augenerkrankung

Eine schwere Augenerkrankung zwang den aufstrebenden Maler jedoch bereits 1969, den Beruf als Lithograf an den Nagel zu hängen. Seither widmete er sich verstärkt seinem zweiten Standbein, der Musik. Als Heurigenmusiker trat er zunächst in Stammersdorf in Erscheinung. Zum Star der Szene avancierte Hodina dann schon 1971 mit seinem larmoyanten "Herrgott aus Sta" und später mit dem unprätentiösen Liebeslied "I liassert Kirschen für di wachsen ohne Kern".

Allerdings widmete sich der Akkordeonist auch der Erforschung der verschütteten Volksmusik, nachdem ihm der Mangel an Publikationen über die Wienermusik schmerzhaft bewusst geworden war. Diese historiografische Lücke schloss er 1979 mit seinem Zyklus "O du lieber Augustin", in dem er Wienerlieder aus drei Jahrhunderten sammelte.

Über dem Wiener Tellerrand

Musikalisch blickte Hodina allerdings auch über den Wiener Tellerrand hinaus und musizierte mit Jazzgrößen wie Herb Ellis und Barney Kessel oder dem Austrobrasilianer Alegre Corrêa. Im Gefängnis Stein bei Krems spielte er à la Johnny Cash vor den Insassen. Seine Liebe gehört dabei stets den Wienerliedern, wie Hodina einmal in einem Interview unterstrich: "Sie erzählen wirklich vom Leben des kleinen Mannes." Diese Hingabe reichte er an jüngere Kollegen weiter, darunter Roland Neuwirth.

Als Musiker war Hodina Stammgast bei Wienerlied-affinen Festivals wie Wean hean, Wien im Rosenstolz, dem Schrammel.Klang.Festival oder dem Akkordeonfestival. Für seine Verdienste um das Traditionsliedgut der Bundeshauptstadt hat Hodina u. a. das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, die Silberne Ehrenmedaille der Stadt Wien und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erhalten. (APA, 25.3.2017)