Das Warten hat ein Ende. Noch bevor die "Romy" richtig warm- ja: heißgelaufen ist (für die Verleihung der gleichnamigen "Kurier"-Fernsehpreise am 22. April). Bevor der "Extradienst", wenn überhaupt noch, seine womöglich letzten "Kommunikatoren" wählt. Und bevor sich die Medienmanager und Journalisten und Redaktionen "des Jahres" von ihrem jüngsten "Journalist"-Verleihungsevent erholt haben. Da ist es nun endlich soweit: Die Etat-Wochenschau hat jetzt auch einen Titel zu vergeben. Bis mir etwas Besseres einfällt: Mitarbeiter/Mitarbeiterin der Woche.

1. April

Nach Testläufen mit üblich Unverdächtigen und unüblich Verdächtigten steht schon zur großen Premiere fest: Nie war die Auswahl schwieriger als diese Woche. Denn: Der 1. April dräut am Samstag, ein schmerzhafter Termin, gerade in Österreichs so lustiger Medienwelt – die Etat-Wochenschau meint sich da so (selbst)bewusst wie bemüht gleich mit.

Am 1. April 2017 sind in ganz Österreich Privatradios erst 19 Jahre on air. Und am 1. April muss der ORF seinen Bericht an das Kanzleramt – und dann auch an Nationalrat und Publikum – geliefert haben, wie er den öffentlich-rechtlichen Auftrag im abgelaufenen Jahr erfüllt hat – für den er die GIS-Gebühren verwenden darf. Die Aussicht auf diesen Bericht lässt die Etat-Wochenschau angsterfüllt auf eine kaum überblickbare Schar von Kandidaten für die neue Rubrik starren. Für den Mitarbeiter, die Mitarbeiterin der Woche.

Denn: Wer hilft nicht aller maßgeblich bei der öffentlich-rechtlichen Erfüllung! Zum Beispiel...

... Andi und Alex, also Wojta und Fankhauser, tragen mit ihren werktäglich 25 Minuten "Frisch gekocht" (ohne Wiederholungen) doch in den ORF-Jahresberichten wesentlich zu jährlich rund 1600 Stunden "Wissenschaft/Bildung/Lebenshilfe" bei. 2015 machte die "Lebenshilfe" übrigens gut 1400 Stunden davon aus – nicht zuletzt dank Andi und Alex.

"Wissenschaft/Bildung/Lebenshilfe": Dazu zählen ORF-Jahresberichte etwa auch Andi und Alex mit "Frisch gekocht".
Foto: ORF/Hubert Mican

... Barbara Stöckl wiederum zahlt mit ihrem Donnerstagnachttalk minutenmäßig durchaus ordentlich – erraten Sie's? – auf die Kulturbilanz des ORF ein. Haben Sie natürlich erraten, als langjähriger Poweruser von derStandard.at/Etat. Zuletzt zu Gast "Bei Stöckl": Claus Theo Gärtner, Sarah Gärtner, Karina Sarkissova, Michael Fichtenbaum (ehemaliger Feuerwehrmann und Balletttänzer) und Raphael Bonelli (Psychiater und Psychotherapeut).

Kultur im ORF – dazu zählen laut Jahresbericht etwa "Bei Stöckl" (Barbara Stöckl in der jüngsten Ausgabe mit Claus Theo Gärtner) und Sarah Wieners kulinarische Ausflüge.
Foto: ORF/Günther Pichlkostner

... Sarah Wiener, zum Beispiel mit "Die kulinarischen Abenteuer der ... in ..." (2016, soweit ich herausfand, nur wiederholt) oder "... eine Woche unter ..." Zählt im ORF-Jahresbericht zu (erraten!) Kultur, ebenso.

Die Kulturbilanz im ORF fettete übrigens 2015 etwa auch das Remake der Kultkomödie "Im weißen Rössl" auf, ebenso "Zweisitzrakete".

... Heinz Marecek legt noch eins drauf: Als Hannes Kofler spielt er eine tragende Rolle beim Nachweis des ORF, dass der Gebührensender, wie es das ORF-Gesetz gebietet, "in den Hauptabendprogrammen (20 bis 22 Uhr) in der Regel anspruchsvolle Sendungen zur Wahl" anbietet. "Soko Kitzbühel" war eines der Beispiele dafür in den Musterwochen des ORF-Jahresberichts 2015.

Dietrich Siegl (rechts) im Kreise seiner Lieben bei "Soko Donau". Die Krimi-Serie ist laut ORF-Jahresbericht ein Ausweis des Anspruchs im ORF-Hauptabendprogramm, wie ihn das Gesetz fordert.
Foto: ORF/SATEL-Film/Petro Domenigg

... Dietrich Siegl wird Sie nun in dieser Riege nicht mehr überraschen können: Sein Otto Dirnberger ist ebenfalls – mit "Soko Donau" – eine tragende Säule des Anspruchs im ORF-Hauptabendprogramm, jedenfalls war er das im Jahresbericht 2015 noch.

... Franz Posch hat nicht allein einen Nachnamen, der ihn für eine Karriere in der angloamerikanischen Fernsehbranche prädestiniert. Der Mann ist ebenfalls – mit "Mei liabste Weis" – Anspruchsausweis des ORF. Ich Universalsachunkundiger würde sagen: Noch einer der Schlüssigsten in den "Musterwochen" des Jahresberichts aus 2015.

"Naturjuwel Salzburg": Mit Hermann Maier und seinem Vorgängerprogramm zum Hahnenkamm wies der ORF im Jahresbericht 2015 Anspruch im Hauptabend nach. Hier im Bild mit Skilegende Annemarie Moser-Pröll.
Foto: ORF/Interspot Film/Franz Taferner

... Hermann Maier fehlte im Jahresbericht 2015 – jedenfalls, und völlig zu Unrecht, in den ORF-Musterwochen zum Nachweis anspruchsvollen Programms im Hauptabends "zur Wahl". Immerhin: "Meine Heimat: Rund um den Hahnenkamm" stand 2015 weit vorne in der ORF-Leistungsbilanz für den Bereich "Wissenschaft/Bildung/Lebenshilfe" – und ich möchte betonen: zurecht! Mit Maiers "Naturjuwel Salzburg" ist im Bericht über 2016 recht fix zu rechnen.

... Harry Prünster fehlte leider schon 2015 im ORF-Jahresbericht über die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags. Keine Sorge, die bis dahin Jahr für Jahr im ORF-Jahresausweis des öffentlich-rechtlichen Auftrags, der allein GIS-Gebühren rechtfertigt, ausdrücklich angeführten "Harrys liabste Hütt'n" werden weiter, womöglich ohne allfälligen Zusammenhang mit allfälligen Produktionskostenzuschüssen, im ORF-Programm vorgestellt.

... Wolfram Pirchner indes ist ein Atlant der ORF-Jahresberichtsrubrik "Current Affairs, Politik, Magazine, Diskussion" – vielleicht gar der stärkste seiner Art unter wöchentlichen Formaten wie "Pressestunde", "Im Zentrum", "Report" oder "Thema". Und für die "Information" insgesamt womöglich ähnlich tragend in den Kategorien des Jahresberichts wie Armin Wolf, Claudia Reiterer, Rainer Hazivar oder Nadja Bernhard. "Heute Leben" ist für an die 250 Stunden ORF-"Information" pro Jahr gut.

Wolfram Pirchner mit "Heute Leben"-Kollegin Verena Scheitz: eine der tragenden Säulen der ORF-Information im Jahresbericht.
Foto: ORF/Hans Leitner

And the Winner is... Wem fiele da die Wahl leicht? Da hilft, wie oft bei gleicher Qualifikation, nur Würfeln. Der weltweit allererste Mitarbeiter der Woche(nschau) ist ... Wolfram Pirchner. Soviel wie er und sein "Heute leben" tragen nur wenige zur Information im ORF bei.

Der Jahresbericht wiederum trägt dazu bei, zumindest einmal im Jahr ein wenig über den Programmauftrag des ORF nachzudenken. Für eine zweite, vielleicht gründlichere Gelegenheit könnte eine Enquete sorgen, die Medienminister Thomas Drozda zum ORF angekündigt hat. Mit nun etwas Abstand zum Jahresbericht – Anfang April, wie zunächst geplant, dürfte sie sich nicht mehr ausgehen.

Fix indes: Am 1. April steigen die GIS-Gebühren – präziser: das ORF-Programmentgelt – um 6,5 Prozent, und einige Landesabgaben auf diese Gebühren steigen gleich mit.

2. Mit Genuss oder Belehrung gelesen

Wenn schon neue Rubriken in der Etat-Wochenschau, dann nicht nur eine: Für die nächste borge ich mir ganz billig vier von fünf klassischen Wörtern und nenne sie: Mit Genuss oder Belehrung gelesen. Die Einträge in dieser Kategorie müssen nicht ganz brandneu sein – und die ersten sind's auch nicht. Aber: Die beiden Themen begleiten Österreichs Medienwelt ohnehin schon eine ganze Weile und tun das wohl noch länger. Und eines davon könnte diese Woche noch drängender werden.

Die lieben Kolleginnen und Kollegen von "Vice" haben ein bisschen länger auf oe24.at gestarrt – und diesen in so geballter Form doch beeindruckenden Befund zusammengestellt. Schon zwei Wochen alt – aber oe24.at wirkt ohnehin in größeren Zeiträumen.

"Datum" wiederum brachte in einer langen Reportage über Zeitungszusteller ein Schlüsselthema der österreichischen Verlage zu Papier – online gibt es sie bisher als Appetithappen. Die arbeits- und sozialrechtliche Frage trifft übrigens nicht nur das Zustellwesen – sondern auch den einen oder anderen großen Verlag mit vielen, vielen journalistischen Beiträgern. Da könnte es diese Woche noch spannend werden.

3. RTL, ProSieben, Sat1 und Co als Pay-TV

Ab Mittwoch holt Deutschlands etwas größere Fernsehwelt nach, was die kleine österreichische schon weitgehend hinter sich gebracht hat, jedenfalls für die Hauptsender quer durchs Land: Der Abschied steht an vom ersten digitalen Antennenfernsehstandard und der Wechsel zum neuen, der wieder zehn Jahre halten soll: DVB-T2, in Österreich vermarktet als Simpli-TV.

Weit origineller zeigen sich die Deutschen bei der Namensfindung: "Freenet" heißt jene Plattform, über die RTL, ProSieben, Sat1 und all die anderen schönen Privatsender künftig nur gegen Geld in HD und über Antenne zu sehen sind. 69 Euro im Jahr fallen dafür an. Immerhin: ein Netflix-Abo zum Listenpreis kostet in Deutschland ein Drittel mehr bis doppelt soviel, wenn ich mich nicht verrechnet habe; Sky noch ein Eck mehr.

In Österreich gibt es auf Simpli immerhin neben dem ORF auch ATV, Puls 4, Servus TV und ATV 2 in HD ohne Abogebühr (aber mit Aktivierungsentgelt) – Senderliste hier (PFD-Download).

4. Zahlen, bitte

Wo wir schon bei den Zahlen (und beim Zahlen) sind: Am Donnerstag publiziert der Verein Arbeitsgemeinschaft Media-Analysen die Reichweiten der Zeitungen und Zeitschriften in Österreich im Jahr 2016. Es werden wohl wieder alle (die mitmachen und sich ausweisen lassen) schöne Werte für die jeweils eigene Entwicklung finden.

Da wird zum Beispiel spannend, wie sich der lange stetig rückläufige Reichweitenriese "Krone" nach dem signifikanten Plus in Wien 2015 weiter entwickelt. Und wie die Gratistageszeitungen nach ihren signifikanten Rückgängen laut Media-Analyse 2015. "Heute" verlor damals laut MA etwa national signifikant gegenüber 2014 und deutlich in Wien, "Österreich" in Wien und Oberösterreich. (Media-Analyse 2015 über das Kalenderjahr, verglichen mit 2014, Gesamtbevölkerung national beziehungsweise im genannten Bundesland).

Auch die Entwicklung von "News" nach dem großen Relaunch von 2015 und vor dem zweiten von Anfang 2017 könnte von Interesse sein.

Manche Titel sind nicht mehr dabei – Wolfgang Rosams "Falstaff" etwa findet sich nicht mehr unter den Mitgliedern der Media-Analyse. Einzelne Medien sollen sich wegen der Kosten für die multimediale Nutzungsstudie Mediaserver aus der Media-Analyse verabschiedet haben.

5. Red Bull zapft die Hirne des Publikums an

Wo wir schon bei der Kraft der Interpretation und der Fantasie sind, da passt ganz gut, was die Red-Bull-Tochter Terra Mater diese Woche vorhat: 1000 Hirne anzuzapfen nämlich.

Das ist, zugegeben, eine etwas zugespitzte Beschreibung. Der Pressetext liest sich so: "Am 28. März 2017 werden insgesamt 1000 Zuschauer in New York und Los Angeles den Science-Fiction-Thriller 'Mindgamers' schauen und gleichzeitig, mittels eigens entwickelten EEG-Stirnbändern, ihre kognitiven und emotionalen Reaktionen auf den Film in ein gemeinsames Netzwerk hochladen. Von Neurowissenschaftern simultan ausgewertet, von Technikern visualisiert, wird so weltweit erstmalig ein Bild eines kollektiven menschlichen Bewusstseins sichtbar werden – kreiiert vom Publikum von 'Mindgamers'."

Wenn Sie vorschauen wollen, wie es Ihnen mit dem Film geht (vermutlich – beim Wochenschau-Studium – ohne EEG-Stirnband): Hier wär' der Trailer zu der Produktion von Terra Mater aus dem Red Bull Media House:

MindGamers Movie

Das Red Bull Media House wiederum passt sich gerade dem aktuellen Mindset von Konzernchef Dietrich Mateschitz an. Die neue Führung und Struktur in nun zwei großen Einheiten mit Gerrit Meier für Produktion, Vertrieb, Content und digitale Plattformen sowie Dietmar Otti für Publishing, TV and Media Operations samt künftig auch Servus TV und Terra Mater wurde intern vor einem Monat kommuniziert – DER STANDARD berichtete. Mit der neuen Struktur soll auch Personal im Red Bull Media House reduziert werden, heißt es. (Harald Fidler, 27.3.2017)