"Der gleiche Himmel (1)": Lars Weber (Tom Schilling) spricht Lauren Faber (Sofia Helin) in einem Café an.

Foto: ZDF und Bernd Schuller

"Den Willen der weiblichen Zielperson zu manipulieren erfordert nicht nur den Einsatz sexueller Intimität, sondern auch die Kontrolle der Ratio mit dem Ziel postkoitaler Beeinflussung zwecks Informationsgewinnung." Lektionen in Wahnsinn erhalten die Schüler der DDR-Agentenschmiede am Beginn des ZDF-Dreiteilers Der gleiche Himmel ab Montag, 20.15 Uhr. Ergiebig: alleinstehende Frauen, Beruf Sekretärin. Vor allem das linke Auge sei anzupeilen, dieses führe direkt zur rechten Gehirnhälfte, Sitz der "weiblichen" Emotion: "Andauernder Blickkontakt verursacht tiefgreifende sexuelle Erregung bei der Frau."

Mit diesem Wissen, Glockenhose und Digitaluhr ausgestattet, macht sich Lars Jürgen Weber (Tom Schilling) auf den Weg in Feindesgebiet – Codename: "Romeo-Einsatz". Zielperson: Lauren Faber (Sofia Helin), alleinerziehende NSA-Mitarbeiterin und also aus Sicht der Stasi empfänglich. Zusammen mit dem Agentenführer Ralf (Ben Becker) pirscht sich Lars zum Wohle des Volkes an.

Völlig pervertiertes Nebeneinander

Parallel dazu steigt das Mädchen Klara (Stephanie Amarell) im Schwimmverein auf, Olympia wird in Aussicht gestellt, wenn sie brav ihre Medikamente schluckt. Die Mutter (Anja Kling) frohlockt: "Westgeld, neues Auto, Reisen!" Dann gibt es noch den dicken Tobias (Daniel Zilmann), den es ostwärts zieht und der mit Freunden einen Tunnel gräbt, und den schwulen Ossi-Lehrer (Hannes Wegener), der sich mit einem englischen Strawanzer einlässt.

Schlüssig und dicht entwerfen Paula Milne (Buch) und Oliver Hirschbiegel (Regie) das Bild dieser völlig pervertierten Nachbarschaft, in der Menschen andere manipulierten und ausspionierten. Die mittlerweile erschöpfte Kategorie "Ossi-Komödie" erhält ein dramatisches Pendant, das am internationalen Markt hoch gehandelt wird. ZDF zeigt zum ersten Teil eine Doku. (Doris Priesching, 27.3.2017)