Kabul – Afghanistan hat mit der ersten von vier nationalen Impfkampagnen gegen Kinderlähmung in diesem Jahr begonnen. In fünf Tagen impften 68.000 Freiwillige rund 8,9 Millionen Kinder, sagt ein Koordinator der Aktion im afghanischen Gesundheitsministerium, Hedaiatullah Stanaksai. Ohne diese Vorsorge müssen hingegen viele Bewohner der von den Taliban beherrschten Gebiete auskommen.

Rund 200.000 Kinder könnten wohl nicht geimpft werden, 160.000 allein in der nordafghanischen Provinz Kundus, sagte der Koordinator. Die Taliban kontrollieren dort die meisten Distrikte.

Afghanistan ist neben Pakistan und Nigeria eines von drei Ländern weltweit, in denen es noch neue Fälle der hochansteckenden Viruserkrankung gibt. Im Jahr 2015 wurden in Afghanistan 20 Fälle erfasst, 2016 noch 13. In diesem Jahr seien bisher zwei Fälle registriert worden, sagt Stanaksai.

Arbeit durch Taliban behindert

Allerdings können wegen des sich verschärfenden Konflikts mit den radikalislamischen Taliban seit Monaten schon viele Kinder nicht mehr geimpft werden. Außerdem könnten die Impfteams auch in Teilen von Helmand, Farah, Kandahar und Paktika nicht arbeiten. In Helmand hatten die Taliban den Impfteams schon 2014 verboten, von Tür zu Tür zu gehen. Sie befürchteten, die Teams könnten "spionieren" und Informationen über Taliban-Mitglieder oder deren Aktivitäten sammeln.

Kinderlähmung bedroht vor allem Kleinkinder. Eine von 200 Infektionen führt laut WHO zu dauerhaften Lähmungen. Bis zu zehn Prozent der gelähmten Kinder sterben. Ein Heilmittel gibt es nicht, nur die vorbeugende Impfung bietet Schutz. (APA, 27.3.2017)