Wien – Arbeiter- und Wirtschaftskammer haben sich am Montag gemeinsam für den raschen Bau des Lobautunnels ausgesprochen. "Wir brauchen die zusätzliche Donauquerung wie einen Bissen Brot", sagte AK-Präsident Rudolf Kaske in einer Pressekonferenz mit Walter Ruck, Präsident der WK Wien. Dieser betonte die Bedeutung des Bauprojekts für Betriebsansiedlungen und damit für die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Rund 140.000 Arbeitnehmer überqueren laut Kaske täglich die Donau auf dem Weg zur Arbeit. "Wie der Verkehr in einer wachsenden Stadt gestaltet wird, hat erheblichen Einfluss auf den täglichen Arbeitsweg der Bewohner, auf die Lebensqualität, aber auch auf die Unternehmen in einer Stadt und damit letztlich auch auf die Arbeitsplätze", so Kaske.

Öffiausbau

Die AK setze sich natürlich auch für den Ausbau der Öffis ein, betonte er. Es könnten jedoch nicht alle Menschen auf den öffentlichen Verkehr ausweichen. Auf das Auto angewiesen seien etwa jene, die Schicht arbeiten oder keine Bahnanbindung im Heimatort haben.

Durch das Bauvorhaben könnten bestehende Betriebsgebiete aufgewertet und potenzielle Betriebsflächen erschlossen werden, sagte Ruck. "Der Lobautunnel würde die Wirtschaft im 22. Bezirk ordentlich ankurbeln." Auch der Erfolg der Stadtentwicklungsgebiete, wie der Seestadt Aspern, sei stark vom Bau des Tunnels abhängig. Denn mit dem Projekt stehe und falle die geplante Stadtstraße in Ost-West-Richtung zwischen der Donaustadt und Floridsdorf und damit eine wichtige Anbindung der Seestadt.

Problem für Seestadt

Würde der Tunnel nicht gebaut, würde das ab 2018 einen Baustopp für die Erweiterung der Seestadt Aspern bedeuten, zeigte sich Ruck überzeugt. "Ohne Lobautunnel und Stadtstraße wird der Nordosten Wiens zum Problemfall werden", prophezeite er.

"Das sehen nicht nur wir so, das sehen alle so – außer die Planungsstadträtin, die sieht das ein wenig anders", übte Kaske Kritik an Planungs- und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), die im Gegensatz zu Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) gegen das Vorhaben ist und demnächst Alternativrouten präsentieren will. "Mir fehlt in den großen Außenbezirken die Aufmerksamkeit der Stadtplanung, die die Innenbezirke sehr wohl genießen", so Kaske.

Umweltverträglichkeitsbescheid

Derzeit prüft das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) in zweiter Instanz den positiven Umweltverträglichkeitsbescheid (UVP) für den geplanten S1-Abschnitt Süßenbrunn-Schwechat. Von der Entscheidung hängt ab, ob der Lobautunnel gebaut werden darf. Die AK rechnet damit, dass die mündliche Verhandlung im Herbst stattfindet, sollten alle Unterlagen passen, hieß es.

Zeitgleich zur Pressekonferenz protestierten knapp 20 Aktivisten vor der Arbeiterkammer mit Transparenten und Trillerpfeifen gegen den Bau des Tunnels. "Für uns ist es wirklich ein Tabubruch, der hier vom Präsidenten Kaske begangen wird", sagte Heinz Mutzek vom "BürgerInnen-Netzwerk Verkehrsregion Wien-NÖ" zur APA. "Das hat es unserer Meinung nach noch nie gegeben, dass der Präsident der Arbeiterkammer, wo alle über die Pflichtmitgliedschaft Beiträge zahlen, sich über die Interessen eines Teils der Mitglieder hinwegsetzt", sagte Mutzek. Er solle das Gericht "arbeiten lassen". (APA, 27.3.2017)