Am Breitscheidplatz wird der Opfer Anis Amris gedacht.

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Wien/Berlin – Der Sondergutachter des Landes Nordrhein-Westfalen zum Fall des Berlin-Attentäters Anis Amri, Bernhard Kretschmer, sieht die Düsseldorfer Behörden weitgehend entlastet.

Er habe "keine durchgreifenden Anhaltspunkte für ein relevantes Fehlverhalten oder für relevante Versäumnisse von Stellen und Behörden des Landes Nordrhein-Westfalen gefunden", schrieb der Gießener Strafrechtler in seinem am Montag veröffentlichten Gutachten. Dies betreffe sowohl die straf- und aufenthaltsrechtliche als auch die polizeiliche Beurteilung Amris.

"Zwar erfolgte das behördliche Handeln nicht in jeder Hinsicht fehlerfrei, doch es wäre lebensfremd, einen derartigen Erwartungshorizont für menschliches Handeln aufzubauen", schrieb Kretschmer weiter. Festzuhalten sei, "dass hier keine Mängel festzustellen waren, die entweder erheblich waren oder die das spätere Anschlagsgeschehen beeinflusst haben".

Der Tunesier Amri hatte am 19. Dezember den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche verübt, bei dem zwölf Menschen starben und dutzende weitere verletzt wurden. Behörden in Nordrhein-Westfalen hatten Amri bereits im Februar 2016 als islamistischen Gefährder eingestuft. Vor dem Lastwagenattentat auf dem Breitscheidplatz konnte der Islamist allerdings untertauchen. (APA, 27.3.2017)