Bild nicht mehr verfügbar.

WFP wirft Hilfspakete für Hungernde im Südsudan ab.

Foto: AP

New York / Johannesburg – Die Ermordung sechs Angehöriger lokaler Hilfsorganisationen im Südsudan hat Licht auf die zunehmenden Schwierigkeiten der Hilfswerke bei der Versorgung von Millionen hungernden Menschen in Afrika geworfen. Unbekannte stoppten am Samstag einen Hilfskonvoi auf dem Weg von der Hauptstadt Juba in die Provinzstadt Pibor, zerrten drei südsudanesische sowie drei kenianische Helfer aus den Fahrzeugen und erschossen sie aus nächster Nähe. Über Herkunft und Identität der Täter ist bislang nichts bekannt. Die "abscheulichen Morde" gefährdeten außer dem Leben der Helfer auch das Leben zigtausender von auf Nahrungsmittelhilfe angewiesener Südsudanesen, sagte der UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten im Südsudan, Eugene Owusu.

"Strategie des Aushungerns"

Immer lauter klagen Hilfswerke über wachsende Probleme bei der Finanzierung und dem Zugang zu Hungernden in den afrikanischen Krisenregionen. In allen drei betroffenen Staaten sowie dem Jemen toben bewaffnete Konflikte, die die Arbeit von Hilfskräften lebensgefährlich machen. Am schlimmsten ist die Lage im Südsudan, wo die Kriegsparteien laut der stellvertretenden UN-Botschafterin der US-Regierung, Michele Sison, eine "gezielte Strategie des Aushungerns" verfolgen. Die südsudanesische Hungersnot sei "das Resultat von Führern, die mehr an politischer Macht und persönlichem Gewinn als am Wohlergehen der Bevölkerung interessiert" seien, sagte Sison.

Unterdessen gab ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) in Johannesburg bekannt, dass die Organisation immer häufiger Flugzeuge oder gar Helikopter einsetzen müsse, um Hungernde zu erreichen, die durch den Krieg von der Außenwelt abgeschnitten sind. Der Abwurf von Hilfsgütern aus Flugzeugen sei siebenmal teurer als deren Transport auf Lastwagen, so WFP-Sprecher David Orr – die Verteilung von Nahrungsmitteln mit Helikoptern sei sogar 14-mal so teuer.

Nahrungsmittelrationen gekürzt

Dabei erhielt die Uno nach Angaben des Nothilfekoordinators in New York bislang lediglich 423 Millionen US-Dollar, obwohl UN-Generalsekretär António Guterres von 4,4 Milliarden Dollar gesprochen hatte, die zur Abwendung einer Hungersnot in Nigeria, dem Südsudan, Somalia und Jemen bis Ende März nötig seien. Der UN zufolge sind in diesen vier Ländern 20 Millionen Menschen vom Hungerstod bedroht, in zwei Bezirken des Südsudans wurde bereits eine Hungersnot ausgerufen. Laut WFP-Sprecher Orr mussten die Nahrungsmittelrationen in weiten Teilen der afrikanischen Krisenregionen bereits aus finanziellen Gründen reduziert werden.

Auch in Somalia stellt sich die Lage verheerend dar. Zwar ist die sich dort anbahnende Hungersnot tatsächlich einer fast dreijährigen Dürre zuzuschreiben. Doch ihre Folgen werden von der Kontrolle eines Großteils des Landes durch die extremistische Islamistenmiliz al-Schabab noch weiter verschlimmert. Laut Unicef sind 71.000 somalische Kinder "ernsthaft unterernährt" – das heißt, dass sie jederzeit sterben können. Ihre Zahl wird sich nach Angaben von Unicef-Sprecherin Susannah Price in den kommenden Monaten vervierfachen. Auch die Versorgung mit Trinkwasser stellt die Hilfswerke vor große Probleme: Mehrere Hundert Somalier sind bereits an Cholera gestorben.

Trump kündigt Kürzungen an

Auf Verunsicherung unter den Hilfswerken stieß auch US-Präsident Donald Trumps Budgetentwurf, den er vergangene Woche unterbreitete. Trump will den Etat des auch für ausländische Hilfsprogramme zuständigen State Departments um fast ein Drittel kürzen, dafür soll der Verteidigungsetat um 54 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Mit jährlich rund zwei Milliarden Dollar finanzieren die USA bisher fast ein Viertel des WFP-Budgets. (Johannes Dieterich, 28.3.2017)