Wien – Es ist ein gewaltiges Projekt, das die Regierung in Angriff nimmt. Alleine in Wien sollen im kommenden Jahr 7500 staatliche Vollzeitjobs für Langzeitarbeitslose über 50 geschaffen werden. Das sind fast so viele Stellen, wie der Einzelhandelsriese Hofer in ganz Österreich hat, nicht nur an Kassen, sondern etwa auch in der Verwaltung und im Management.

Derzeit wird geprüft, wo es Bedarf an Jobs gibt, für die im Moment noch kein Geld da ist. "Großes Interesse kommt etwa aus den Schulen", sagt Fritz Meißl, Chef des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (Waff), der das Projekt für Wien koordiniert, zum STANDARD.

Lehrer unterstützen

"Arbeitslose könnten Lehrer unterstützen und sie von administrativen Aufgaben entlasten", sagt er. Auch für Reinigungsarbeiten im öffentlichen Raum brauche es Leute. "Oder wenn man subjektive Unsicherheitsgefühle ansprechen will, könnten Leute in U-Bahnen oder Parks stehen, um zu zeigen: Es ist jemand da."

Derzeit laufen die Vorbereitungen für das relativ kurzfristig anberaumte Megaprojekt, im Juli starten in allen Bundesländern Pilotprojekte. In Wien werden dann fürs Erste 200 Leute, die seit einem Jahr auf Jobsuche sind, angestellt.

Ein Monat schulen

Wo genau, steht noch nicht fest. Vorher müssen erst die rechtlichen Details geklärt werden, sagt Meißl, sie sollen bis Ende April stehen. Fraglich ist etwa noch, wer für die Kosten der Ausbildung aufkommt. "Bis zu einem Monat werden wir die Leute schon schulen müssen", sagt die Wiener AMS-Chefin Petra Draxl zum STANDARD.

Ältere Arbeitslose finden oft nur wegen ihres Geburtsdatums keinen Job, sagen Experten. Die Regierung reagiert und will tausende geförderte Jobs anbieten, um den Menschen wieder eine Perspektive zu geben.
Foto: cremer

"Wenn ich in einen Kindergarten gehe, muss ich Grundprinzipien der Pädagogik lernen, wer in einer Schule hilft, muss sich mit der EDV auskennen."

Im Herbst plant das AMS zwei Veranstaltungen, bei der ältere Arbeitslose und gemeinnützige Firmen zusammengebracht werden sollen. "Damit sie sehen, was es gibt und sie kundtun können, was sie interessiert", so Draxl.

Fix ist jetzt auch, dass es während der Arbeit eine Betreuung für die ehemals Arbeitslosen geben soll. In sozialen Firmen, die schon jetzt tausende Menschen ohne Job beschäftigen, ist etwa meist ein Sozialarbeiter vor Ort.

Schwer vermittelbar

Auf ganz Österreich übertragen sollen so viele Stellen geschaffen werden, als würde man mehr als zwei neue staatliche Konzerne der Größe Hofers gründen. 20.000 ältere Arbeitslose sollen 2018 durch die sogenannte Aktion 20.000 eine Arbeit in Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen oder sozialen Firmen finden.

Zuletzt gelang es nur, 19 Prozent der Langzeitarbeitslosen über 50 wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sagte Sozialminister Alois Stöger am Montag bei einer Pressekonferenz, in der die Aktion präsentiert wurde. Angekündigt wurde sie als Teil des neuen Regierungsprogramms im Jänner.

Verlängerung möglich

Im Herbst 2018 wird die Aktion evaluiert, sagte Stöger, läuft sie gut, soll sie um ein Jahr verlängert werden. Dann hängt das Schicksal des Projekts, das im Jahr mehr als eine halbe Milliarde Euro kostet, von der nächsten Regierung ab.

ORF

Stöger wünscht sich, dass es verlängert wird. Wenn notwendig, sollen Arbeitslose auch bis zur Pension in einer zu hundert Prozent geförderten Stelle bleiben. Das wäre ein Paradigmenwechsel, im Moment werden Jobs in sozialen Firmen meist nur für sechs Monate, maximal aber für ein Jahr vollständig gefördert.

Dass nicht klar ist, für wie lange die Stellen subventioniert werden, macht das Ganze nicht unbedingt einfacher. "Was machen wir mit den Leuten dann in zwei Jahren?", heißt es dazu etwa aus dem Gemeindebund. (Andreas Sator, 27.3.2017)