Zeit, Abschied zu nehmen: Mödlhammer ist überzeugt, ein gut geordnetes Haus zu übergeben

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Wien – Sein Haus hat er geordnet, nur dessen Übergabe nicht. Ein Wermutstropfen in der Bilanz des 65-jährigen Helmut Mödlhammer, der am Mittwoch nach 18 Jahren an der Spitze des Österreichischen Gemeindebundes dessen Vorsitz übergibt.

An wen, ist allerdings noch unklar. Denn die 65 Delegierten haben erstmals in der Geschichte Gelegenheit, zwischen zwei Kandidaten zu wählen: "Es ist ja kein Zeichen der Schwäche, wenn sich mehrere Kandidaten bewerben."

Aus Niederösterreich stellt sich der bisherige Vizepräsident Alfred Riedl (64) der Wahl. Der Wirtschaftsbündler Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth im Bezirk Tulln und Präsident des ÖVP-Gemeindevertreterverbands seines Bundeslands sowie seit 19 Jahren Landtagsabgeordneter. Er gilt als Favorit bei der Wahl.

Gegenkandidat ist Günther Mitterer (58), ein gebürtiger Oberösterreicher, der als Mitarbeiter der Luftraumüberwachung nach St. Johann im Pongau gekommen ist und dem ÖAAB zugerechnet wird. 2003 wurde er in St. Johann Bürgermeister und engagierte sich daraufhin im Salzburger Gemeindeverband, dessen Chefsessel er im Juni 2014 von Mödlhammer übernommen hat.

Bessere Chancen für den Niederösterreicher

Insider rechnen damit, dass Mitterer wohl nur von den westlichen Bundesländern unterstützt würde, weil schwer vorstellbar ist, dass nach dem Halleiner Bürgermeister Mödlhammer wieder ein Salzburger zum Zug kommt. Ganz unmöglich ist allerdings auch das nicht, von 1971 bis 1999 stellte Niederösterreich erst in der Person von Ferdinand Reiter und dann in der von Franz Romeder, beide galten in der Landes-ÖVP als ausgesprochene Schwergewichte, die Präsidenten des Gemeindebundes.

Mödlhammer, der offiziell keine Präferenzen für seine Nachfolge äußert ("Ich bin kein Erbhofbauer"), ist jedenfalls überzeugt, dass wer immer ihm auch nachfolgen wird, die Unterstützung des gesamten Gemeindebunds erfahren wird.

Denn die Aufgaben des Gemeindebundes blieben groß – vor allem in der Vertretung jenes Drittels der Gemeinden, die vom demografischen Wandel besonders betroffen sind. Werde nicht gegengesteuert – also massiv subventioniert -, dann würde Österreich noch weiter gespaltet.

Auch wenn die kleinen Landgemeinden, die vom Bevölkerungsschwund besonders betroffen sind, in den letzten Jahren vielfache Kooperationen eingegangen sind, bleiben die Sorgen, dass Schulen, ärztliche Versorgung, aber auch Banken und sogar Bankomaten verschwinden. Vielfach, nämlich dort, wo auch keine Wirtshäuser mehr bestehen, seien auch Tankstellen als letzter Punkt der Kommunikation am Verschwinden.

Verständnis für Protestwähler

Dazu kommt, dass der öffentliche Nahverkehr in solchen Regionen ebenfalls immer weniger rentabel werde, was zu weiteren Einschränkungen führt – während andererseits der Breitbandausbau dieselben Regionen benachteiligt, weil ebenfalls nicht rentabel. Dass es dann gerade dort Wahlergebnisse gebe, die Protestparteien begünstigten, sei daher nicht unbedingt eine ideologische Entscheidung, sondern ein "Aufschrei", meint Mödlhammer.

Zufrieden ist der scheidende Präsident damit, dass heute keine einzige Gemeinde ohne Kooperation mit anderen Gemeinden wirtschaftet – unzufrieden macht ihn dagegen, dass die etwa beim Österreich-Konvent vorgeschlagenen Strukturreformen nicht umgesetzt worden sind. (Conrad Seidl, 27.3.2017)