Wien – Die jüngste Förderentscheidung der Wiener Theaterjury sorgt für Unmut in der Szene: In einem Offenen Brief an Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), den zahlreiche Autoren und Theaterschaffende von Elfriede Jelinek bis Martin Kusej unterzeichnet haben, wird die Ablehnung der Konzeptförderung für die Wiener Wortstaetten kritisiert. Der Stadtrat will sich an die Empfehlungen halten.

"Dieses in mehrerlei Hinsicht einzigartige Projekt, das sich in den letzten Jahren besonders durch die Unterstützung von AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache sowie innovative dramatische Projekte hervortat, mit einem Schlag zu beenden, bedeutet einen unersetzlichen Verlust für die zeitgenössische österreichische Dramatik und die mit ihr verbundene Theaterszene", heißt es in dem von der IG Autorinnen Autoren initiierten Brief, der der APA vorliegt. Zugestellt werden soll er dem Stadtrat in den kommenden Tagen. Der Aufruf wurde von u.a. der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, den Autoren Franzobel, Felix Mitterer, Robert Schindel oder Marlene Streeruwitz unterzeichnet.

Austausch auf internationaler Ebene

Hervorgehoben wird in dem Schreiben "der interkulturelle Aspekt des Projekts, aber auch die Vernetzung und der Austausch auf internationaler Ebene", die zur Förderung neuer österreichischer dramatischer Literatur und dem Dialog zwischen den Kulturen beigetragen hätten. Darunter findet sich etwa "Habe die Ehre" des syrisch-kurdischen Autors Ibrahim Amir, das im Rahmen der Wiener Wortstaetten entwickelt und uraufgeführt wurde und 2013 einen "Nestroy" erhalten hatte. "Wir ersuchen Sie daher, diesen Kahlschlag an der neuen österreichischen Gegenwartsdramatik noch einmal zu überdenken und hoffen auf eine Fortsetzung dieses so eminent wichtigen Autorentheaterprojekts", so die (bisher) rund 60 Unterzeichner aus u.a. Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Mailath-Pokorny ließ der APA durch sein Büro mitteilen: "Die Grundgedanken der Theaterreform, nämlich Planbarkeit und Erneuerung innerhalb der Wiener Theaterlandschaft zu ermöglichen, sind von allen positiv aufgenommen worden. Das bedeutet aber auch, dass nicht jede Förderung auf Dauer fortgeschrieben werden kann, was im Einzelfall zwar bedauerlich, aber im Sinne von Veränderung eben notwendig ist. Ich habe eine Jury eingesetzt, die sich über ein Jahr lang intensiv mit den Konzepten beschäftigt hat. Um den gesetzten Zielen treu zu bleiben, halte ich mich an die Empfehlungen der Expertinnen und Experten." (APA28.3.2017)