Das Einfamilienhaus in Massivbauweise entspricht für viele Österreicher dem Ideal vom Wohnen.

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Eine Lanze für das Wohnen am Land brach Baumassiv, der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie, bei einem Pressegespräch am Dienstag: Laut einer vom Market Institut durchgeführten Umfrage träumen die Österreicher trotz Urbanisierung vom Leben auf dem Land. Ein Großteil der Befragten ist zum Beispiel davon überzeugt, dass ein Einfamilienhaus mit Garten nur in einer ländlichen Region leistbar ist, dass die Kinder am Land in einer besseren Umgebung aufwachsen und die Wohnqualität dort besser ist.

"Dass bei uns der ländliche Raum so gut angeschrieben ist, ist ein Muster, das es nur in wenigen Ländern gibt", erklärte Wolfgang Amann, Geschäftsführer des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen. Die Gründe für das gute Image sieht er im Föderalismus: Die Bundesländer hätten den ländlichen Raum aktiv gefördert und Maßnahmen für Infrastruktur und Arbeitsplätze vor Ort gesetzt.

Sicherheit und Nahversorgung

"Die Thematik der Lebensqualität ist ungleich zwischen Stadt und Land verteilt", sagte Werner Beutelmeyer, Institutsvorstand und Geschäftsführer des Market Instituts Linz. 61 Prozent der Landbevölkerung sind laut Umfrage mit ihrer Wohnsituation "sehr zufrieden", im städtischen Gebiet sind das 55, in Wien nur 43 Prozent. Besonders die Aspekte Sicherheit, Nahversorgung und leistbarer Wohnraum werden am Land geschätzt.

In der Stadt wiederum ist es die Unabhängigkeit vom Auto sowie bessere Berufschancen und Freizeitangebote. Und während im städtischen Gebiet für 62 Prozent der Befragten ein Umzug in eine ländliche Region "auf jeden Fall" bzw. "eher schon" in Frage kommt, ist ein Umzug vom Land in die Stadt nur für 27 Prozent denkbar.

Dennoch: "Wir werden dem Urbanisierungstrend in gewissen Gegenden nicht entgegensteuern können", sagte Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands. Er klagte über "schwächelnde Regionen, wo sich beim Bau wenig tut" und warnte vor einer "Aushöhlung der ländlichen Strukturen".

Seine Forderungen an die Politik: eine Forcierung von Wohnungsneubau auch in ländlichen Regionen, um der Abwanderung der jungen Bevölkerung entgegenzuwirken, technologieneutrale Kriterien der Wohnbauförderung und eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung für Baustoffe.

Regionalität spiele heute in der Lebensmittelindustrie eine große Rolle, so Beutelmeyer, der einen ähnlichen Trend auch für Baustoffe erwartet. Auch zur bevorzugten Bauweise würden die Umfrageteilnehmer befragt: 52 Prozent schätzten die Massivbauweise als "sehr attraktiv" ein, nur 19 die Leichtbauweise.

Chancen der E-Mobilität

Unumstritten ist das Einfamilienhaus am Land angesichts von Bodenverbrauch und Zersiedelung nicht. Wohnbauforscher Amann sieht daher auch "ein paar scharfe Kanten" beim Thema Einfamilienhaus und betont, dass diese "am richtigen Ort" und möglichst kompakt gebaut werden sollten – so wie auch die Autobranche heute kompakter als früher baue.

A propos: Die E-Mobilität dürfe man nicht unterschätzen, meinte Marktforscher Beutelmeyer: "Da rollt etwas Gewaltiges an – und das Land bekommt dadurch eine neue Bedeutung und Chancen." (Franziska Zoidl, 28.3.2017)