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Von einer Generation zur nächsten: Immobilienbesitz wurde wegen der im Vorjahr erhöhten Grunderwerbsteuer in manchen Fällen früher übergeben als geplant.

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Wien – Die Nachkriegsgeneration regelt ihren Nachlass. Viele derer, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geboren oder aufgewachsen sind, hinterlassen ihren Nachkommen ein ansehnliches Vermögen. Besonders Immobilien werden vererbt oder übertragen. Seit der Steuerreform 2016 unterliegen solche Schenkungen innerhalb der Familie einer erhöhten Grunderwerbsteuer.

Weil die Bemessungsgrundlage für die Besteuerung geändert wurde, drohte vielen Besitzern von Haus, Wohnung oder Grundstück eine Vervielfachung der Abgabe. Als Folge erledigten viele ältere Immobilienbesitzer eine anstehende Schenkung noch schnell im Jahr 2015, um der Steuererhöhung zu entgehen.

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Notariatskammer legt nun nahe, dass sich dadurch die Eigentümerstruktur bei Immobilien deutlich verjüngt hat. Bei der im Februar durchgeführten Erhebung gaben 49 Prozent der unter 30-Jährigen an, Immobilienbesitzer zu sein. Vor zwei Jahren waren es bei derselben Erhebung noch 38 Prozent, vor vier Jahren 34 Prozent. Analog ist bei Älteren (60 bis 65 Jahre) eine Abnahme zu verzeichnen, die einen großen Teil der Zunahme bei den Jüngeren erklärt.

DER STANDARD hat sich angesehen, ob es stimmen kann, dass bereits fast jeder zweite unter 30-Jährige Haus, Wohnung oder Grundstück besitzt. Daten aus einer Haushaltsbefragung der Nationalbank legen nahe: Die Zahl ist wohl zu hoch gegriffen.

Keine genauen Zahlen

Diese Erhebung ist insofern aussagekräftiger, weil die Haushaltsgröße ein entscheidender Faktor ist, wie Mathias Moser und Stefan Humer von der Wirtschaftsuni Wien erklären: "Für Österreich gibt es keine genauen Zahlen auf Personenebene. Näherungsweise Berechnungen auf Basis der Haushaltserhebung deuten aber darauf hin, dass die Eigentümerquote bei Personen eher niedriger liegt, da nicht alle Haushaltsmitglieder auch Eigentümer sind."

Aus einer weiteren Haushaltserhebung der Statistik Austria geht hervor, dass 2015 knapp die Hälfte der Haushalte in Eigentum bewohnt wurden. Nicht jede zweite Person, sondern nur jeder zweite Haushalt in Österreich verfügt also über ein Eigenheim. In der Gruppe der unter 30-Jährigen liegt der Wert naturgemäß noch einmal deutlich darunter.

Ob durch die Steuerreform viele Junge vorzeitig zu Besitz gekommen sind, wie die aktuelle Umfrage nahelegt, geht aus diesen Zahlen nicht hervor. Michael Lunzer, Präsident der Notariatskammer Wien, hegt daran keine Zweifel: "Die Zahl der Übertragungen war gewaltig, für manche Notare an der Grenze zum Schaffbaren. Und es war sicher nicht immer vernünftig. Es hat aber auch viele Fälle gegeben, wo eine Übergabe schon länger geplant war und der äußere Anstoß erst dazu geführt hat, dass es dann tatsächlich gemacht wurde. Das sind meiner Meinung nach die guten Fälle."

Zur steigenden Zahl der jungen Immo-Besitzer meint Lunzer, es würden sich die Fälle häufen, in denen bei Erbe oder Übertragungen eine Generation übersprungen wird und das Vermögen gleich an die Enkel weitergegeben wird. (Simon Moser, 29.3.2017)