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Schweißroboter werden in der Autoindustrie schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Eine Studie legt nahe, dass die verlorengehenden Berufsbilder nicht durch neue ersetzt werden.

Foto: Jan Woitas/dpa

Cambridge/Wien – Die Verbreitung von Industrierobotern explodiert förmlich. Laut Zahlen des Dachverbandes International Federation of Robotics hat sich die Zahl der von Unternehmen angeschafften Geräte seit dem Jahr 2012 in etwa verdoppelt – auf prognostizierte 414.000 Stück im laufenden Jahr. Und die Nachfrage soll weiter steigen: Laut Prognose sollen 2019 weltweit 2,6 Millionen Industrieroboter in Betrieb sein. Zum Vergleich: 2010 waren es erst rund eine Million.

Vier von zehn Robotern werden in der Autoindustrie eingesetzt, zwei von zehn in der Elektronikindustrie, jeweils einer in der Metall- und in der Chemieindustrie.

Interessant ist auch ein Blick auf die geographische Verteilung: In Asien ist der Anteil der robotergestützten Fertigung weit höher als etwa in Europa oder Nordamerika. So kommen in Südkorea auf 10.000 in der produzierenden Industrie tätige Arbeitnehmer 531 Roboter. Auf den Plätzen folgen Singapur, Japan und Deutschland als erstes europäisches Land. Österreich liegt im internationalen Mittelfeld. Mit 128 vollautomatisierten Maschinen je 10.000 Beschäftigten liegt die Verbreitung bei weniger als einem Fünftel jener in Südkorea und bei nicht einmal der Hälfte jener in Deutschland.

Welche Auswirkungen Automatisierung und Digitalisierung auf die Arbeitswelt haben, darüber zerbrechen sich viele Ökonomen den Kopf. Egal ob Weltbank oder Unternehmensberatung McKinsey: Mehrere Studien gehen davon aus, dass in hochentwickelten Industriestaaten in den kommenden Jahrzehnten rund jeder zweite Job durch Roboter ersetzt werden könnte. Gleichzeitig gehen viele Arbeitsmarktexperten davon aus, dass neue Berufsbilder entstehen und uns die Arbeit deshalb so bald nicht ausgehen wird.

Lohnniveau sinkt ebenfalls

Eine neue Studie eines renommierten US-Forschungsinstituts legt nun nahe, dass Roboter in Summe sehr wohl Jobs kosten, wie das Tech-Onlinemedium "The Verge" berichtet. Demnach gehen durch die Automatisierung nicht nur Jobs verloren, es verringert sich auch das Lohnniveau. Kein selbstverständliches Ergebnis: Andere Studien gehen beispielsweise davon aus, dass Industrieroboter zwar Jobs im Niedriglohnsektor kosten, dafür aber Produktivität und Lohnniveau steigen.

Die Autoren der Studie sind Daron Acemoglu und Pascual Restrepo vom National Bureau of Economic Research, der größten wirtschaftswissenschaftliche Forschungseinrichtung in den USA. Sie haben sich den US-Arbeitsmarkt zwischen 1990 und 2007 angesehen und einen genauen Blick auf die Arbeitslosenraten in verschiedenen Regionen und Branchen geworfen. Äußere Einflüsse wie die Verlagerung von Jobs ins Ausland, gestiegene Importe aus China und konjunkturelle Entwicklungen haben sie dabei herausgerechnet.

Drei verlorene Jobs auf einen Roboter

Das Ergebnis: Jeder neue Roboter, der in einer Fertigungsstätte in Betrieb genommen wurde, hatte den Verlust von 3,0 bis 5,6 Jobs im lokalen Einzugsgebiet zur Folge. Und auch die Löhne haben laut den Autoren unter der Automatisierung gelitten: Für jeden neu hinzugekommenen Roboter je 1.000 Arbeitnehmer sind die Löhne in dem Gebiet um 0,25 bis 0,5 Prozent gefallen.

Weil der Industrieanteil in den USA im internationalen Vergleich aber relativ gering ist, so die Autoren, sei die Zahl der verlorengegangenen Arbeitsplätze insgesamt überschaubar – 360.000 bis 670.000, lautet ihre Schätzung. Schreite die Verbreitung von Robotern in den kommenden zwei Jahrzehnten allerdings in dem Tempo voran, das Experten vorhersagen, würden die Auswirkungen viel größer werden, schreiben Acemoglu und Restrepo.

Einfache Arbeiten betroffen

Am stärksten vom Jobabbau durch Automatisierung betroffen sind laut der Studie einfache manuelle Tätigkeiten, Montagearbeit, aber auch Arbeitnehmer in der Transportbranche und Maschinisten. Dass es gerade diese Berufsbilder trifft und nicht etwa auch Führungskräfte, ist laut den Autoren "wenig überraschend".

Was als Roboter zu werten ist, wurde von den Ökonomen relativ eng festgelegt: Sie hielten sich an die Definition für Industrieroboter der Internationalen Organisation für Normung (ISO). Ein solcher muss demnach selbststeuernd, reprogrammierbar und multifunktional sein. Nicht als Roboter gelten in dieser Sichtweise etwa Anlagen wie Förderbänder und Softwareprogramme. Die Zahl der Roboter, heißt es in der Studie, hat sich in den USA und Westeuropa allein zwischen 1993 und 2007 vervierfacht. (smo, 29.3.2017)